Apostolisch Beten - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

8 Auf gar keinen Fall möchte Paulus diese alle umarmende Liebe eines Philemon zerstören, darum betont er vor und nach seinem Gebet (V. 5.7) mit allem Nachdruck, dass auch er grosse Freude und Trost wegen seiner Liebe hat. Doch dabei belassen kann er es um seiner apostolischen Schau willen unmöglich. Jedes Mal gibt es ihm einen Stich durchs Herz, wenn er spürt, dass Philemons Liebe erst seelischer Natur, – eben „Phileo-Natur“ ist. Diese Ebene ist in der »agape«, d.h. der echten, geistlichen Liebe natürlich auch ent- halten. Sie gehört so untrennbar zu ihr wie etwa das Augen- lid zum Auge – aber sie ist halt nicht das Auge selbst! Ob Philemon auf Anhieb verstand, worauf Paulus hinauswollte? Der Umwandlungsprozess von der seelischen zur geistlichen, bzw. von der Phileo- zur Agape-Natur ist einer der hartnä- ckigsten Umwandlungsprozesse im Gemeindeleben. Nicht selten braucht es mehrere Anläufe, bis Menschen diesen „Sprung“ schaffen. Aus dem Gespräch, das der Herr nach Seiner Auferstehung mit dem stark seelisch veranlagten Petrus hatte, können wir erkennen, dass auch Jesus sich kei- nesfalls mit einer „Phileo-Liebe“ zufrieden gibt. Da die deut- sche Sprache diesen Text aus Joh. 21 gar nicht so trefflich wiedergeben kann, flechte ich zur Verdeutlichung die grie- chischen Verben ein. Die griechische Sprache unterscheidet sorgfältig verschiedene Arten von Liebe, die wir im Deutschen einfach skrupellos einheitlich mit „Liebe“ übersetzen. Kein Wunder, wenn uns hernach Texte wie Joh. 21,15-18 oft mehr verwirren als erbauen. Jesus fragt den vom „seelischen Ross“ gefallenen Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich (»agapas me«) mehr als diese?“ Er spricht zu Ihm: „Ja, Herr, du weisst, dass ich dich lieb habe (»philo se«) ...“ V. 16 : Wiederum spricht Er zum zweiten Mal zu ihm ... „Liebst du

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