Erschütterung - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Die zweite Wahl 127 Schon David offenbarte durch den Heiligen Geist: „Du be- reitest vor mir einen Tisch (gerade jetzt) angesichts mei- ner Feinde“ (Ps. 23,5). Angesichts der grünen Auen und Schafe erging die erste Einladung Gottes an David, aber erst angesichts seiner Feinde wurde ihm der verheissene Tisch richtig gedeckt. Auch Josua und Kaleb begriffen diese Ge- setzmässigkeit des „Gerade jetzt“. Darum forderten sie das verzagte Kriegsvolk zuversichtlich zur zweiten Wahl her- aus: „Fürchtet doch (gerade jetzt) ja nicht das Volk des Landes, denn unser Brot werden sie sein“ (4. Mo. 14,9). Unser Brot! Doch Israel wollte lieber das Brot für den eige- nen Bauch. Angesichts grosser Zeichen und Wunder waren sie zwar schnell begeistert, doch blieben sie meist bei dieser in der Begeisterung getroffenen ersten Wahl stehen und gin- gen darob zugrunde. Immer wieder verfallen auch wir dem Irrtum zu meinen, eine von Herzen begrüsste Angelegenheit sei um unseres Aner- kennens willen auch schon gleichsam zur Sache selbst ge- worden. Aber die Praxis lehrt uns kompromisslos, dass dem nicht so ist. Es verhält sich wie beim Fotografieren. Mit dem Knipsen eines Bildes allein ist noch nichts getan. Erst im Dunkel des Säurebades kann das Geknipste offenbar und bleibend werden. So kann auch im geistlichen Leben nur das zur bleibenden Wirklichkeit werden, was aus dem Dunkel, aus dem Tod und dem Nichts entstanden ist. Noch nie ist eine bleibende Befähigung, eine göttliche Tugend oder Vollkom- menheit aus Lichtstunden allein geworden. Lichtstunden sind für unser Leben zwar so unentbehrlich wie die Belichtung für den Film, denn sie bilden die Grundlage, den Samen aller Neuzeugungen. Wenn aber dieser Lichtsame nicht ins Dun- kel der Alltagskonfrontation fällt und erstirbt, bleibt er frucht- leer. Lassen wir darum allen goldenen Schein empfangener

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