Erschütterung - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Uniformierung oder Vollendung? 133 wo zu Gast bin und ein leckeres Essen vorgesetzt bekomme, nehme ich teil an dieser Gabe, ohne dem Komplex zu ver- fallen, selber auch so gut kochen zu müssen. Wie unaus- sprechlich herrlich, wenn wir geradezu eingebettet sind in die mannigfache Vielheit des Leibes Christi! Wie blind sind wir nur, dass wir dieses Prinzip nicht auch auf allen Ebenen des geistlichen Lebens stehen lassen können! Da ist ein Bruder, der predigt in einer Schärfe, dass ihm kei- ner ungeschoren davonkommt. Was für eine unvergessliche Erfahrung, wenn dann selbst hartgesottene Burschen auf die Knie fallen, um mit Flehen die Vergebung ihrer Sünden zu suchen! Wie leicht aber meint hinterher manch einer, nur diese Art der Verkündigung sei die richtige, weil man ja den segensreichen Ausfluss einer solchen Verkündigung zu spü- ren bekommen hat. Und doch finden gleichzeitig viele andere Veranstaltungen statt, bei denen mindestens ein ebensolcher Segen wirkt, obgleich dort in einer Zartheit gedient wird, wie es nur das Taubenwesen des Heiligen Geistes vermag. Ich habe die unterschiedlichsten Verkündigungen erlebt, die nach ihrer Art so weit voneinander entfernt lagen wie der Westen vom Osten, und doch wirkten sie alle erwecklich und belebend. Genauso besteht ein unaufhebbarer Unterschied zwischen einer Niere und einem Herzen, zwischen einem Auge und einem Ohr. Ach, lass sie doch bestehen und in ihrer ganz besonderen Eigenart zur Vollendung gelangen. Denkt nicht, ein anderes Glied sei erst dann wirklich zur Reife gelangt, wenn es sich auch noch eure Fähigkeiten ganz und gar an- geeignet hat. Solch eine Meinung ist so töricht, wie wenn das Auge die Reife des Ohres erst dann richtig anerkennen würde, wenn dieses zuletzt auch noch sehen könnte.

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