Krieg in Gerechtigkeit - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

262 schrift der neutestamentlichen Schriften fundamental seinen Anfang genommen hatte, hätte darum lückenlos bis zum heutigen Tag weitergebaut und vervollständigt werden sollen – aber gewiss nicht nur mittels einer immer grösser werdenden Schriftflut allein, sondern mittels einer ebenfalls fortgesetzten Umsetzung und lebendigen Verkörperung derselben. Die Schriften sollten seit je immer nur Beiwerk, Baugerüst und Werkzeug sein, nie aber der Mittelpunkt und Bau selbst. Wir haben irrtümlicherweise allein den Schatten (d.h. allein die Schrift!) anstatt den Leib des Christus, der den Schatten warf, als heilig erklärt. Ich schreibe deshalb nicht gegen die „Heiligen Schriften“, ich schreibe gegen die versäumte, praktische Verkörperung und gegen die daraus resultieren- de, unbefugte Abgrenzung wider alle sonstigen inspirierten, aber „ausserkanonischen“ Schriften. Wir haben völlig zu Recht die neutestamentlichen Schriften als heilig und ma- kellos erklärt, denn sie sind es. Der Besitz solcher vollkom- menen Schriften rechtfertigt jedoch in keiner Weise die Geringschätzung aller qualitativ etwas unvollkommeneren Schriften. Die ersten Apostel lehrten darum die Gemeinden noch allen Ernstes, sie sollten mangelhafte Weissagungen (z.B. stotterndes, grammatikalisch Falsches, ekstatisches oder sonstwie unvollständiges Prophezeien) nicht einfach global verachten, sondern das Gute daraus behalten und als vollwertiges Gotteswort akzeptieren (1. Thess. 5,20-22) 1 . 1 „Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest! Von aller Art des Bösen haltet euch fern!“

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