Krieg in Gerechtigkeit - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
48 rote Tuch auf den Stier? Wir begehen deshalb denselben Fehler wie einst die Juden, nur dass bei uns alles umgekehrt, also rückwärts abläuft: Während die Juden in eigenmächtiger Weise die guten Ordnungen Gottes zu einem „Evangelium des Gesetzes“ machten, machten wir Heiden in ebenso eigen- mächtiger Weise aus dem guten Evangelium des Glaubens ein „gesetzloses Evangelium“. Aber so, wie das alttesta- mentliche Gesetz noch nie einen Heilsweg für die Juden in sich einschloss (Gal. 3,11) 1 , so schloss das Evangelium Jesu Christi noch nie auch nur ein Tüpfelchen des Gesetzes für uns Heiden aus (Mt. 5,18) 2 . Wir haben irrtümlicherweise die Problematik der Juden auf uns angewandt, und die Juden haben den ihnen geoffenbarten Glauben auf uns Heiden ab- geschoben, anstatt uns den heilbringenden Glauben zusam- men mit den unentbehrlichen Ordnungen Gottes zu bringen. Etwas Schadenbringenderes hätte uns beiden nie passieren können, da die Juden aufgrund ihres Unglaubens einer reli- giösen Übergenauigkeit (Gesetzlichkeit) verfallen waren – wir Heiden dagegen seit je an Gesetzlosigkeit und Unver- bindlichkeit kranken. Seit unserem Irrschluss bekämpfen die Juden aber noch obendrein unser „gesetzloses Evangelium“, weil sie an unseren Früchten erkennen, dass es falsch ist; und wir Heiden bekämpfen nachhaltig das „Gesetzesevange- lium der Juden“, weil wir an ihren Früchten ebenfalls erken- nen, dass es falsch ist. Also rechtfertigen beide ihren eigenen 1 „Dass aber durch Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn »der Gerechte wird aus Glauben leben.«“ 2 „Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“
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