Apostolische Gebete - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

48 Der Aorist Der Aorist ist eine Zeitform, die wir im Deutschen nicht kennen. Er bezeichnet eine in der Vergangenheit zustande gekommene Wirklichkeit, die aber in der Gegenwart fort- dauernde Bedeutung und Aktualität hat, bis hinein in die Zukunft. Aorist heisst darum übersetzt „ohne Horizont, ohne Grenze“. Ich nenne den Aoristen die „Zeitform des Glaubens“, weil er feste Tatsachen bezeugt, die wie z. B. unsere Errettung einmal begonnen hat, im Jetzt und Heute aber fortdauernde Aktualität besitzt, bis hinein in künftige Zielsetzungen. Obgleich es im Griechischen eine viel- schichtigere Anwendung des Aoristes gibt, beschränken wir uns hier nur auf zwei Schwerpunkte. Das Zeichen ** steht für die Betonung der in der Vergangenheit vollkom- men abgeschlossenen Tatsachen, die aber wie z. B. unser „Geborenwordensein“ dennoch fortdauernden Charakter und Bedeutung im Heute bzw. in der Zukunft behalten. Das Zeichen * betont dagegen mehr die fortdauernde Be- deutung einer Wirklichkeit in der Gegenwart bzw. Zukunft, obgleich sie sich wie z. B. das „Christus-angezogen-Haben“ bereits in der Vergangenheit ereignet hat. In meinem Übersetzungsvorschlag des „Unser Vater“ ver- suche ich einmal in der „Sprache des Aoristen“ deutlich herauszuschälen, worauf der Aorist immer wieder hindeu- tet. Versucht man dabei aber lediglich, den Aoristen in seiner Vielschichtigkeit in die deutsche Grammatik einzu- führen, entsteht nur ein „Kauderwelsch“. Die eigentliche Absicht aber besteht doch nicht darin, dass die Aoriste

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