CHARAGMA - das Malzeichen des Tieres - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

RFID – Radio Frequenz Identifikation 135 Noemi Sasek: Ist die Angst vor einer Gleichschaltung aller Menschen, wie sie beispielsweise seinerzeit im Dritten Reich in Deutschland vollzogen wurde, berechtigt? Was hat RFID damit zu tun? Horst Matten: Da fassen Sie ein ganz heisses Eisen an! Aber wir sehen tatsächlich die Gefahr, dass die bereits erwähnte Totalüberwachung und das semantische Internet mit einem Wertediktat Hand in Hand kommen könnten. Einzelpersonen oder ganze Volksgruppen, die aus ethischen, moralischen, politischen oder religiösen Gründen nicht mit der herrschen- den Meinung und den Bewertungen der Dinge übereinstim- men, könnten durch die RFID-Technologie – quasi per Knopfdruck – ausgegrenzt werden. Denn ohne freigeschal- teten RFID-Code kein Zutritt zu Gebäuden, zu Verkehrsmit- teln, zum Zahlungsverkehr! RFID-Technik ermöglicht in ihrer letzten Konsequenz ein lebensbedrohliches Ausgrenzen aller Andersdenkenden, wodurch der Grundstein für einen neuen Genozid gelegt wäre. Noemi Sasek: Sie sagen, dass RFID den Grundstein für einen neuen Völkermord sein könnte. Ist ein weiterer Völ- kermord in unserem humanen Zeitalter überhaupt denkbar? Horst Matten: Harald Welzer, Direktor des Center for Inter- disciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und Professor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke, hat in seinem Buch – „Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden“ – ganz nüchtern einige Genozide untersucht, beispielsweise den Völkermord der Hutus an den Tutsis in Ruanda oder die

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