Erziehe mit Vision! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Die Wissenschaft des Gotterkennens 149 tun“ , so wahr kann es auch keinen einzigen Vers im Neuen Testament geben, der in irgendeiner Weise einen Appell an unser Fleisch beinhaltet. Die griechische Sprache enthält sozusagen für jeden Satz, den wir bislang als eine solche For- derung verstehen mussten, eine tiefe Glaubensdimension, die von der Wirkung Gottes in uns getragen und vollführt wird. Ich verdeutliche es an dem Beispiel aus Eph. 6,4 . Weil den deutschen Übersetzern diese Gesamtschau unserer Berufung nicht vor Augen stand, wussten sie mit den griechi- schen Worten »paideia« und »nouthesia« in diesem Zusam- menhang nichts anzufangen. So übersetzten sie: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“ Im Mittelpunkt unserer erzieherischen Aufgabe steht seither die Zucht und Ermahnung. Doch das Wort „Zucht“ wurde im Altgriechi- schen gewöhnlich mit »trophae«, »ephtaxia« oder »sophro- synae« wiedergegeben. Im Griechischen steht aber das Wort »paideia«. »Paideia« aber kann auch mit „Wissenschaft“, „Bildung“ und „Kenntnis“ übersetzt werden. Dann fordert uns dieser Text nicht allein dazu auf, die Kinder in Zucht zu nehmen, sondern sie darüber hinaus wissenschaftlich heran- zubilden. Wissenschaftlich heranbilden – aber in was? Die deutsche Übersetzung sagt: „… in der Ermahnung des Herrn.“ Doch auch dieses Wort „Ermahnung“ trifft nicht. Im Neuen Testament steht für den Begriff „Ermahnung“ üblicherweise »parakaleo« oder »paraineo«. Doch hier steht das Wort »nouthesia«, ein Wort, das sich aus »nous« und »thesis« zusammensetzt: »nous« = das Vermögen geistiger Wahr- nehmung, das Vermögen des Wollens und Empfindens; »thesis« = Setzung, Schöpfung, Hinstellen. Geist- und sinn- gemäss geht es um die Zurechtweisung und praktische An-

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