Erziehe mit Vision! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
156 Jeder einzelne Mensch ist dazu berufen, an Gottes Wahrneh- mungsvermögen Anteil zu bekommen. Seit der Einsetzung des Neuen Bundes kann es nicht irgendeine Anweisung, irgendeine Aufgabe oder Pflicht mehr geben, die nicht der Herr selber durch uns wirken und vollführen würde. Das gesamte griechische Neue Testament, ich sage es noch ein- mal, wurde in einer solch klaren Weise niedergeschrieben, dass ein rein gesetzliches oder religiöses Umsetzen beinahe unmöglich sein sollte. Ausgerechnet zu den götzendieneri- schen Athenern sagte Paulus, dass Gott ihnen keinesfalls fern sei, weil sie mitten in Ihm selbst lebten, webten und seien. Die evangelikale Theologie widerspricht dieser Aussage aufs Äusserste. Wir haben den gottlosen Menschen gepredigt, dass Gott ihnen so fern sei wie der Himmel von der Hölle. Doch Paulus sagt ihnen, dass auch sie mitten in Ihm lebten, webten und seien. Besonders beeindruckend ist, wie er sie direkt auf die allerheiligste Stufe des Gotterken- nens hin schult, denn er fordert sie dazu auf, nach Gott zu suchen, wörtlich: Gott zu erforschen, ob sie Ihn demnach tastend berühren und finden könnten. Er stopft sie mit ande- ren Worten nicht voll mit Theologie, richtet keine moralischen oder ethischen Appelle an sie, sondern lehrt sie, dass sie Gott tastend berühren und finden können. Das Wort, das wir mit Gott finden übersetzt haben, meint eigentlich Gott erlangen, gewinnen , entdecken, einbringen, sich Gott verschaffen . Beachte diese intime Tiefe des Gotterkennens! Tastend Gott berühren und einbringen! Gefühlsglaube? Nein, gewiss nicht! Zumindest spricht Paulus hier nicht von seelischer Gefühlsdu- selei. Dennoch legt er ihnen im Weiteren aus, dass das gesamte Leben mit Gott aus einem ununterbrochenen Ihn-Fühlen, Ihn-Betasten und Ihn-Berühren besteht. Denn er sagt ihnen:
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