Erziehe mit Vision! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Wesensmässiges Erziehen 31 chen des Eigenwillens wird darum der naturgemässe gute Wille freigesetzt, um an dem vollkommenen Willen Gottes wieder funktionstüchtig angedockt zu werden, wie geschrie- ben steht: „Seid allezeit gehorsam (gebrochener Eigen- wille) …, denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Vollbringen über euren guten Willen hinaus“ (Phil. 2,12ff.). Anstelle von Eigenwille könnten wir daher auch von verfehlendem oder kurzum von sündigem Willen sprechen. In gleicher Weise könnten wir anstelle von „eigenem Willen“ von naturgemäss bevollmächtigtem Willen sprechen. Einer der häufigsten Fehler in der Kindererziehung besteht darin, dass wir mit aller Mühe unsere Appelle an den guten eigenen Willen des Kindes richten, anstatt einfach den gefallenen Eigenwillen zu brechen. Dies tun wir nur deshalb, weil wir die Gesetzmässigkeiten von gut und böse, von Sünde und Gerechtigkeit nicht mehr kennen. Sobald wir nämlich das Böse gründlich genug austreiben, fliesst das Gute von selbst nach. Ich sagte, gründlich genug! Dies ist ein schlich- tes Naturgesetz und hat noch nicht einmal etwas mit Glauben oder Unglauben zu tun. Ich erinnere mich noch gut, wie diese Wirkungen an meinem Leib ergingen, als ich noch ein klei- nes Kind war. Ich war damals alles andere als fromm, darum versohlte mich meine Mutter zwischendurch immer wieder mal gründlich mit dem Teppichklopfer. War mein Herz zuvor auch noch so böse, verstockt oder närrisch, hinterher war es jedes Mal wieder wie blank poliert. Erinnerst du dich auch noch an so etwas? Meine Mutter hat mir nie das Gute aufge- zwungen. Sie hat mir lediglich das Böse ausgetrieben. Dies ist auch ein ewig gültiges Heiligtumsgesetz: So wie auf der einen Seite nicht der geringste Druck den Bau des Hei- ligtums begleiten durfte, so durfte auf der anderen Seite nicht irgendein Böser in dasselbe hineinkommen. Merke dir

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