Lehre mich, Herr! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
Neid 143 ihnen stärkere und fortgeschrittenere Menschen noch als Vorbilder, an denen sie sich emporrankten und denen sie nacheiferten. Erst als sie selber an der Spitze standen und hernach ein Rivale auftauchte, begann der Neid in ihnen zu brennen. Gerade auch Prediger fallen diesem Übel nicht selten zum Opfer. Ein Prediger erzählte einmal, wie eine Frau aus seiner Gemeinde von einer auswärtigen Tagung kam und ihm freu- denstrahlend berichtete: „Die Predigt jenes Referenten war die Beste, die ich je gehört habe!“ In ihrer Begeisterung hatte sie natürlich mit keinem Gedanken daran gedacht, was dieser Ausspruch im Herzen ihres Predigers auslösen könnte. Dieser aber sank in sich zusammen, weil ihm sogleich vor Augen stand, dass er doch mindestens 200 Predigten an jene Frau gerichtet hatte ... und keine sollte so „gut“ gewesen sein wie die jenes Bruders? Schon war der Neid geboren! Wie handeln neidische Menschen? Zuerst versuchen sie, ihren Neid vielleicht noch mit aller Kraft zu bezwingen oder zu verbergen. Gelingt ihnen dies nicht, beginnen sie schon bald krankhaft nach Schwachstellen, Fehlern und Sünden ihrer Konkurrenz zu suchen. Diese lassen sie dann überall durch- schimmern und beginnen sie immer öfter hervorzuheben, um sie schliesslich öffentlich anzuprangern. Sie bringen Schmach und Verachtung auf ihren Nächsten und suchen sich unbe- wusst selber hervorzuheben. Finden sie aber keine prägnanten Schwachstellen oder Fehler, so beschleichen sie Wege, wie es die Fürsten zur Zeit Daniels taten. Sie ruhen nicht eher, bis sie ihren „Rivalen“ gedemütigt haben. Gerade aus der Geschichte Daniels können wir aber lernen, dass neidische Menschen letztlich immer nur sich selbst Schaden zufügen.
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