Lehre mich, Herr! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Vergebung 175 bewältigung“ verleitet. Indem sie alles abermals verarbeiten möchten, gleichen sie Menschen, die ins Auto gestiegen sind und durch ein abermaliges Einsteigenwollen aus der gegenüberliegenden Tür gefallen sind. Sie widmen den Nar- ben und Schlangen erneute Aufmerksamkeit und so fliesst das tödliche Gift von neuem in sie hinein. Dann sagt ihnen der Teufel: „Daran siehst du doch, dass du noch genauso verwundet bist wie eh und je. Es hat sich nichts verändert: Es war alles nur Verdrängung!“ Dies ist die grösste aller Lügen. Du warst geheilt, aber du nahmst das tödliche Gift wieder auf! Man sagt bei der Grippe doch auch nicht: „Ich war noch gar nie geheilt, denn ich habe sie wieder wie im Vorjahr. Sie scheint wohl nur verdrängt gewesen zu sein.“ Mit der Sünde der Unversöhnlichkeit muss man in derselben Weise verfahren wie mit schwerwiegenden Fleischessünden. Gewöhnlicherweise ist bei alt eingeschliffenen Lastern die Gefahr eines Rückfalles grösser als bei kleinen Gelegenheits- verfehlungen. Ein Säufer wird deshalb instinktiv, auch nach seiner Bekehrung, besonders der Flasche fernbleiben; ein Hurer der Lust, ein Fixer der Gasse und ein Spielsüchtiger dem Spielsalon etc. Es ist jedoch ein Fallstrick zu denken, „man sei ja gar nicht recht frei“, nur weil man auf diesem oder jenem Gebiet noch immer anfechtbar ist. Jede spürbar grosse Rückfallgefahr ist eine Erziehungsmassnahme Gottes. Zum einen bindet Er uns durch diese Wahrnehmung näher an Sein Herz. Wir werden Gott nie so nahe sein wie in den Zeiten fühlbarer Schwachheit. Zum anderen weckt der Herr auf diesem Weg aber auch das Verlangen nach einer kom- promisslosen Heiligung in uns. Es soll sich eine tiefe Sehn- sucht nach völliger Erlösung in uns entwickeln, sodass wir der Heiligung Tag und Nacht nachjagen.

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