Lehre mich, Herr! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
Die Schuld der Väter 193 Es gab einst, während langer Zeit, ein hartnäckiges Problem in Israel. Dieses Problem war so hartnäckig, dass selbst namhafte Propheten wie Hesekiel und Jeremia sich vergeblich um eine abschliessende Lösung bemühten. Die Hartnäckigkeit des Problems ergab sich eben aus einer weit verbreiteten und tief eingefressenen Fehlinterpretation des mosaischen Geset- zes. Dort, nämlich im zweiten Gebot, sagte der HERR in Bezug auf den Götzendienst: „Du sollst dich nicht vor ih- nen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der drit- ten und vierten Generation (Enkel/ Urenkel) von denen, die mich hassen ...“ (2. Mo. 20,4-5). Am Anfang diente dieses Wort den Israeliten noch als wirk- same Abschreckung. Um ihrer Nachkommen willen hüteten sie sich vor leichtfertiger Sünde. Mit der Zeit aber nahmen sie diese Warnungen nicht mehr so ernst und ergaben sich ihren Lüsten. Da sandte Gott ihnen während Jahrzehnten Seine Propheten, die sie zur Einsicht und Umkehr riefen. Weil es den Israeliten aber trotz ihrer häufigen Abtrünnigkeiten dennoch offensichtlich gut ging, wollten sie das alles nicht so eng sehen mit der Sünde und hörten nicht auf ihre Prophe- ten. Der sichtbare Segen war ihnen Beweis genug, dass es gar nicht so schlimm um sie stehen konnte. Dann kam die Zeit, in der das Volk Israel eben doch unter den Auswirkun- gen seiner Sünden und Unbeugsamkeit zu leiden begann. Aber statt endlich Busse zu tun und einen Neubruch zu pflü- gen, erinnerten sie sich an das zweite Gebot und begannen in anklagender Weise, Gott und ihre Vorfahren für ihren Zustand verantwortlich zu machen. Die blinde Selbstgerechtigkeit war
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