Lehre mich, Herr! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

194 bereits zu solch einem traditionellen Allgemeingut geworden, dass sich anstelle von Reue und Busse dieses anklagende Sprichwort bildete: „Die Väter haben saure Trauben gegessen, und die Zähne der Kinder sind stumpf geworden“. Mit ande- ren Worten: „Diese ganze Not, in der wir uns befinden, muss die Folge der Schuld unserer Vorfahren sein, wie es im Gesetz geschrieben steht; Gott ist ungerecht, nun hat Er die Schuld der Väter über uns gebracht!“ Diesen blinden Vorwürfen traten die Propheten Hesekiel und Jeremia im Namen Gottes entgegen und versuchten, dem Volk klarzumachen, dass ihr Verständnis von der „Heim- suchung der Väterschuld“ ein völlig falsches und bösartiges sei (Hes. 18) . Gott brachte diese Warnung doch einzig um Seiner grossen Güte und Langmut willen zum Ausdruck! Er machte Sein Volk dadurch nämlich auf die Tatsache aufmerksam, dass Er nicht jede schwere Sünde sogleich mit einem feurigen Vergeltungsschlag vom Himmel beantwortet. Solch ein Handeln entspricht gar nicht Seinem Wesen, da Er überaus geduldig und gnädig ist. Doch weil gerade diese göttliche Langmut das Volk zu falschen Schlussfolgerungen verleitet hatte, (so als billigte Gott einfach all ihr Tun) musste Er ihnen auch noch irgendwie klarmachen, dass dies keineswegs der Fall ist. Seine grosse Geduld lässt das gerechte Gericht nicht dahinfallen! Er machte sie also darauf aufmerksam, dass sich Sein Gerichtszorn bei ihrer allfälligen Unbeugsamkeit bis auf die vierte Generation hinausziehen und aufstauen könnte, sich aber spätestens dann in vollem Umfang ergiessen müsste. Es liegt somit auf der Hand, dass die Entladung des aufgestauten Zornes vor allem die Nachkommen treffen würde, die in die

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