Lehre mich, Herr! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Die Schuld der Väter 195 Fussstapfen ihrer Väter eingetreten waren. Diese hatten zwar nicht in derselben Weise wie ihre Väter gesündigt, waren aber keineswegs unschuldig, solange sie sich nicht ganz bewusst von den sündigen Pfaden ihrer Väter abgewandt und losge- rissen hatten. Noch nie aber hatte Gott Wohlgefallen am Tode des Gottlosen, sondern daran, dass er sich bekehre und lebe (Hes. 18,23) 1 ! Wie viel weniger entspricht es Ihm daher, Vergeltung an den Schuldlosen zu üben! Die Propheten Hesekiel und Jeremia versuchten somit, dem Volk eindringlich aufzuzeigen, dass die Heimsuchung Gottes am dritten und vierten Glied absolut nichts mit jener Art „unfairen Vergeltungsdenkens“ gemein hat, wie sie es auf Grund von 2. Mo. 20,4-5 so hartnäckig in Ihn hineininter- pretierten. Die Propheten bestritten dabei mit keinem Wort, dass auch die Väter tatsächlich und schwer gesündigt hatten; sie versuchten Israel jedoch klar zu machen, dass es deswegen auf gar keinen Fall, wie es glaubte, einfach „unschuldiges Opfer seiner Vorfahren“ war. Sie gingen darum in ihrer Beweisführung wiederholt so weit, dass sie sogar unmissverständlich das genaue Gegenteil des- sen hervorhoben, was die Israeliten so hartnäckig behaupte- ten: „Die Seele, die sündigt, sie soll sterben. Ein Sohn trägt nicht infolge der Vergehen des Vaters, und der Va- ter trägt nicht infolge der Vergehung des Sohnes; nein, dem Gerechten soll sein Lohn für seine Gerechtigkeit zu- teil werden und ebenso dem Gottlosen die Strafe für seine Gottlosigkeit“ (Hes. 18,19-20). 1 „Sollte ich wirklich Gefallen haben am Tod des Gottlosen, spricht der Herr, HERR, nicht vielmehr daran, dass er von seinen Wegen umkehrt und lebt?“

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