Lehre mich, Herr! - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

24 oder kann ICH es nicht?“ Das war die einzige Frage, die ER mir immer wieder gestellt hat und heute noch stellt. Nichts anderes will ER von uns wissen und uns beibringen. In Prü- fungen aber versuchte ich Gott dennoch immer wieder hart- näckig davon zu überzeugen, wie ausserordentlich schwierig und unzumutbar meine spezielle Situation war. Immer wieder hatte ich nur Gericht und Busse zu predigen und mit jeder veröffentlichten Predigt verliessen uns dann wieder eine gewisse Anzahl von Menschen. Fast täglich trafen Briefe von uns lieb gewordenen Menschen ein, die uns fortan jede weitere Unterstützung versagten. Was sollte man da tun? Jedenfalls festigte ich mein Herz in dem Entschluss, weiter- hin ohne Rücksicht das zu predigen, was mir der Herr aufs Herz gelegt hatte. So nahm während Jahren der Freundes- kreis ab und die Rechnungen zu. Zu gewissen Zeiten konnten wir buchstäblich niemanden mehr mit Gewissheit nennen, der hinter uns stand. So rechnete ich dem Herrn in den einsamen Stunden schon manchmal vor, wie viel wir mit unseren da- mals knapp zwanzig Bäuchen monatlich brauchen würden. Die Sorgen wollten mich manchmal regelrecht erdrücken, und dennoch durfte ich keinem Menschen davon etwas sagen, denn das hätte meinen gesamten Glauben zerstört. Am Ende aller eigenen Kräfte und gleichzeitig am untersten Punkt aller Hoffnung angelangt, geschah dann immer wieder dasselbe. Nachdem ich mit Gott, dem Teufel und mir selber erfolglos gekämpft hatte, beendete der Herr mein Ringen und Ächzen stets mit derselben einen Frage: „Wer ist grösser, deine Sorge oder ICH? Kann ICH es oder kann ICH es nicht? Schau jetzt allein auf MICH!“ Und dann geschah durch das ungeteilte Aufblicken, durch das „Gott Recht geben“ und das laute Bekennen: „DU kannst es – natürlich kannst DU es!“, immer wieder diese eindrückliche Wende: Plötzlich stand ich mitten

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