Erweckung an der Basis - Die Sasek Kinder - Elaion-Verlag

30 es auch vor Gott in Ordnung ist, immer das Gewissen sei, welches Er uns gegeben hat. „Auf menschliche Beschlüsse kann man hier überhaupt nicht zählen“, erklärte ich ihr. Ich schien ins Schwarze getroffen zu haben. Sie wurde sehr unruhig, und alle ihre Recht- fertigungen kamen fast gleichzeitig aus ihr heraus: Sie tue ja niemandem etwas Böses. Sie tue nur Gutes … im Gegensatz zu anderen. Sie setze sich ein für dies und das … usw. usf. Ich hörte ihr zu und meinte dann am Ende ihrer Ausführungen: „Da haben Sie sich aber doch einiges zurechtlegen müssen. Anscheinend beschäftigen Sie sich doch öfters mit dieser Frage. Das zeigt mir, dass Ihr Gewissen eben doch nicht ganz mitmacht.“ Nun war es still. Sie war schachmatt; schaute nur so zum Bahn- gleis. Mein Gefühl sagte, dass ich mir jetzt bestimmt einen Feind gemacht habe. Ich war froh, dass der Zug gleich kommen würde und suchte mir in Gedanken schon das vorderste Zugabteil aus, mit dem sie mir mit ihrem Koffer bestimmt nicht folgen würde. Und den Anruf nach Köln, für den sie mir eben ihr Handy ange- boten hatte, strich ich innerlich auch schon ab. Doch dem war überhaupt nicht so. Von diesem Moment an hing sie wie eine Freundin an mir. Sie bot mir das „Du“ an, spendierte mir zu Trin- ken, stellte mir ihr Handy die ganze Zeit zur Verfügung und bat mich, mit ihr ins Raucherabteil zu kommen. So kamen wir ins Gespräch über mein Leben, meine Beziehung zu Gott und über unsere Familie. Als ich erzählte, wie wir zusammenleben und dass ich z. B. meine Eltern noch nie streiten gesehen habe, meinte sie: „Das ist es, was die Welt braucht!“ Sie freute sich sehr über die DVD vom Familienoratorium, die ich ihr schenkte und wollte sie unbedingt ihrer Tochter zeigen. Als ich in Köln ausstieg, ver- abschiedete sie mich sehr herzlich mit einem Kuss. Das alles ging völlig gegen meinen Verstand! Ich hatte ihr eben in absoluter Selbstverständlichkeit das ganze Lebensfundament unter den Füssen weggezogen und habe dafür einen Drink, ein „Zvieri“ und eine „Freundin“ gewonnen. Ich war überglücklich darüber, dass ich ohne Menschenfurcht, offen, ehrlich und klar

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