Erweckung an der Basis - Die Sasek Kinder - Elaion-Verlag
61 Es war der Abend vor dem grossen, so lange ersehnten Mittwoch! Warum so lange ersehnt? Ganz einfach, an diesem Mittwoch war genau die Hälfte der Rekrutenschule vorbei. Ich stand mit meiner ganzen Ausrüstung auf dem Sammelplatz. Jeder wusste, was kommen würde: Der längste Marsch, den wir bisher hatten. Als ich mich im Zimmer auf den Marsch vorbereitete und mich rich- tig warm einkleidete, damit ich auch ja nicht friere, lachten mich alle aus und fragten, ob ich noch nie auf einem Marsch war. Meine Kleider würden innert kürzester Zeit so nass sein, dass ich sie auswinden könne. Darauf musste ich ihnen gestehen, dass dies tatsächlich mein erster richtiger Marsch sei. Als ich dann raus- kam, schauten mich alle ganz verdutzt an, fast so, als würden sie denken: „Was, der Sasek? Hat dich etwa dein Gott im entschei- dendsten Moment verlassen?“ Von allen Seiten wurde ich gehän- selt. „Was, der Schoggi-Priester muss auch mal mit?“ „He, habt ihr gesehen, der Sasek muss auf seinen ersten Marsch.“ Wir ver- schoben zur Turnhalle. Im Scheinwerferlicht wurde unsere Packung kontrolliert, dass sich auch niemand davor drückte, alles mitzu- schleppen, d. h., ob jeder seine Schaufel, das Zelt, Spezialanzüge, Ersatzkleider etc. dabei hatte. Die Instruktionen wurden durchge- geben. Es sei eine taktische Übung, über Stock und Stein, quer- feldein, steil hoch, lautlos. Es sah alles ziemlich negativ aus, vor allem, als uns der Zugführer die Kriegsbemalungsstifte zuwarf. Die anderen hatten offensichtlich Übung darin. Ich dagegen hatte bisher noch nie das Vergnügen auf diese eigenartige Schminke, die man kaum mehr wegkriegt. Während des Schminkens ertappte ich mich, wie ich aussprach: „Diese Schminke ist nur da, um sie demnächst gleich wieder wegzuputzen.“ Doch von Sekunde zu Sekunde wurde die Lage ungünstiger, und der Startschuss stand bevor. Als alle ca. 200 Rekruten in Formation auf dem Platz stan- den, wurde ich einmal mehr von einigen gehänselt: „Du siehst wirklich stark aus, Sasek. Nein, so gefällst du mir! Ich bin erstaunt, dass du dich hier nicht drückst.“ Gelassen drehte ich mich um und erwiderte laut: „Nur, damit es klar ist, Jungs. Ich habe mich nie gedrückt vor nur irgendetwas, sondern …“ – Ich hatte den Satz nicht fertig gesprochen, als man die laute Stimme des Kompanie-
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