Erweckung an der Basis - Die Sasek Kinder - Elaion-Verlag

63 ohne Unterlass herausforderten, in Diskussionen verwickelten, mir die Worte im Mund verdrehten usw. Sie setzten schlicht alles daran, mich von meinem Weg abzubringen. Es ist nicht so, dass ich nicht diskutieren könnte. Ich hatte damals in jeder Diskussion eigentlich immer die besseren Argumente, den längeren Atem und auch dann die Oberhand, wenn ich an mehreren Fronten gleichzeitig „kämpfen“ musste. Doch konnte ich einsehen, dass Diskussionen nie das Entscheidende bewirken. Ganz neu wurde mir dies klar, als ich nun vor drei Wochen ein- rückte und die Kameraden wieder antraf, von denen ich mich voriges Jahr mitten in einer heftigen Diskussion auf der Heimreise im Zug hatte verabschieden müssen. Ich war eben bei der Kaserne eingetroffen und gesellte mich zu einer Gruppe wartender Solda- ten, als ich den Ersten von ihnen traf. Lächelnd gab er mir die Hand: „Sasek, schön, dass du da bist! Wir haben schon gehofft, dass du kommst. Ich hab dir bereits ein Bett reserviert. Ich will, dass du in unserem Zimmer pennst!“ Sofort begann er seine Kol- legen über meine Ankunft zu informieren. Ich kam gerade um eine Ecke gelaufen, da hörte ich ihn sagen: „Hey, habt ihr gehört, der Rabbi ist da!“ Ich wurde freudig umarmt und sofort erwartungs- voll mit Fragen bombardiert: „Hey sag, arbeitest du noch bei dei- nem Vater? Hast du immer noch denselben Glauben wie damals? Lebst du noch immer so keusch? Ist alles noch beim Alten …?“ Ich konnte alle Fragen lächelnd mit einem „Jawohl“ beantworten. Sie freuten sich, und ich spürte ihnen ihre Erleichterung ab; denn sie hatten offensichtlich trotz ihres Widerstands gehofft, ich würde derselbe bleiben. „Ah, das ist jetzt also der Reserve-Jesus?“, gesellte sich ein anderer dazu. „Du stehst täglich um fünf Uhr auf, liest die Bibel und schreibst deine Memoiren, hat man mir erzählt.“ „Ja, das ist so …“, antwortete ich. Und mir wurde klar, was genau meine Kameraden damals beein- druckt hatte. Es war nicht mein Diskussionstalent gewesen, sondern ganz einfach mein Leben. Wie oft habe ich schon mit Menschen diskutiert und irgendwann verzweifelt erkennen müssen, dass man mit logischen Argumenten alles anstellen kann. Unser

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