Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Die verlorenen Söhne 103 Dann aber kam alles ganz anders als erwartet. Gewiss hatte niemand erwartet, dass schon kurze Zeit später von der ge- samten zu Pfingsten hereingebrochenen Herrlichkeit kaum mehr etwas zu erkennen war. Nie hätten die ersten Jünger damit gerechnet, dass der Weg vom vollmächtigen, geistge- salbten Dienst zum traditionellen Amt so kurz sein könnte. Mit allem hatte man gerechnet, doch mit so etwas nicht. Man wusste vom Kommen des Antichristus, und man rech- nete gewiss irgendwie mit einem künftig kommenden grossen Abfall. Dass jedoch in so kurzer Zeit blühendste Gnadengaben einer kalten Orthodoxie, pulsierendste ewige Kräfte toten Liturgien, quirlige lebendige Gemeinschaft einem traditionel- len Kirchgängertum weichen würden – damit hatte niemand gerechnet. Man rechnete vielmehr, wie einst die Israeliten, mit einem schnellen und direkten Einzug ins verheissene Land – und geriet abermals in eine schreckliche Wüste der Prüfung und der Läuterung. Und doch zeugt die Heilige Schrift unmissverständlich davon, dass der Leib Christi das verheissene Land der vollen Mannesreife, d. h. der mün- digen Sohnschaft, noch in diesem Zeitalter erlangen soll (Eph. 4,13) . Nun drängt sich aber die ernsthafte Frage auf: „Wo ist dieser Sohn?“ Sagte Jesus nicht, Er würde in Kürze wiederkommen und dann Sein Reich vollenden? Er sagte uns doch keine solche Wüstenzeit voraus! Ist Ihm etwa etwas Unvorherge- sehenes in die Quere gekommen? Gewiss nicht, Geschwister! Wir müssen unbedingt entweder die Bibel genauer lesen oder dann das Gelesene konsequenter auf uns selbst anstatt auf andere anwenden; dann finden wir mit einem Mal, dass

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