Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
108 Wenden wir uns aber nun etwas konkreter diesem prophe- tischen Gleichnis zu. Was will es uns als Gemeinde sagen? Zuerst einmal redet es ganz klar von zwei Söhnen, obgleich über den einen Sohn deutlich mehr geschrieben steht als über den anderen. Diese zwei Söhne repräsentieren zwei Schwerpunkte, zwei Hauptlinien im heilsgeschichtlichen Werdegang der neutestamentlichen Gemeinde. Der Heilige Geist offenbarte schon damals die beiden Hauptwurzeln der kommenden Abirrung. Wenn wir uns diese Wurzeln als Mahnung zu Herzen nehmen, können wir davor bewahrt werden, voreilig, falsch und unbarmherzig zu verurteilen. Der Herr wies nämlich darauf hin, dass die kommenden Probleme der Gemeinde letztlich vorwiegend aus deren Unmündigkeit und nicht etwa aus böser Absicht heraus ent- stehen würden. Bevor wir diese Feststellung im Einzelnen belegen, möchte ich darauf hinweisen, dass genau dieser Tat- bestand viel häufiger die Ursache von Problemen ist, als wir denken. So schnell vermuten wir hinter allem böse Absichten, aber das stimmt gar nicht. Wenn wir z. B. die Kreuzigungs- geschichte aufmerksam lesen, werden wir feststellen, dass Jesus die Ursache Seines Gekreuzigtwerdens nicht in erster Linie in der Bosheit der Menschen, sondern in deren Unwis- senheit sah. Darum rief Er aus: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht , was sie tun!“ (Lk. 23,34). Natürlich standen gerade aus der religiösen Führerschaft auch einige bösartige und neidische Menschen unter dem Kreuz. Die meisten Anwesenden aber waren der Überzeugung, diesen Jesus von Nazareth im Dienste der Gerechtigkeit zu kreuzigen. Sie meinten es gut und dachten allen Ernstes, das Volk vor einem religiösen Verführer bewahren zu müssen. Ein grosser Mangel war daher ihre Unwissenheit und ihre Unmündigkeit. Und
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