Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
Die verlorenen Söhne 111 Die ersten Christen fanden es darum wichtig, dass man diese apostolischen Mahnrufe sammelte, gleichsam als „heilige Denkzettel“, welche die jungen Christengemeinden bleibend vor Unnüchternheit und unzeitigen Ausbrüchen bewahren sollten. Was geschah aber, als schliesslich das „Neue Testament“ vor- lag? Spielte der „junge Sohn“ bis dahin auch erst zunehmend in Gedanken mit der Möglichkeit einer „Verselbständigung“, so wurde diese Erwägung spätestens zu jener Zeit voll in die Tat umgesetzt. Die Kirche riss sich diese Schriften gleich einem „ihr zustehenden väterlichen Erbe“ unter den Nagel und begab sich mit diesem „Vermögen“ dann fortan auf die Wanderschaft. Wie begann aber dieser durchgebrannte Sohn damit zu prassen und dieses kostbare Gut zu missbrauchen! Was hat sich die Kirche doch alles mit der Bibel in der Hand erlaubt! Hat sich die „Verselbständigung“ der unmündigen Kirche im Anfang auch noch von einer scheinbar reifen und ernsthaften Seite gezeigt (z. B. im monarchischen Episkopat, in allerlei hochheilig scheinender Liturgie, beeindruckenden Gebäuden, scharfer Ethik etc.), so verrieten ihre darauffolgen- den Vermischungen mit der Welt (Kirche und Staat usw.), sowie ihre schwarzen Talare und dunklen Ablassgeschäfte usw. dennoch bald die ganze Hässlichkeit ihrer Abirrung. Wie ist sie doch zur Hure geworden! Wie viele „uneheliche Kinder“ aber hat dieser „verlorene Sohn“ darüber hinaus noch auf seiner „Wanderschaft“ gezeugt! Und wie er, so zeigten sich auch all seine Nachkommen anfänglich stets wieder von der besten Seite. Letztere sind heute allerdings wesentlich anziehender, überzeugender, kraftvoller und moderner. Ich bin aber überzeugt, dass auch
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