Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

Die verlorenen Söhne 121 komplizierten“ Brüdern lernen – und umgekehrt. Wir brau- chen uns deshalb in keiner Weise gleich in allen Punkten anzugleichen. Etwas Wesentliches jedoch ist stets für uns drin. Würdevolle haben stets etwas für Ekstatische, und Ekstatische stets etwas für die Würdevollen. Empiristen haben etwas für Dogmatiker, und Dogmatiker etwas für Empiristen. Und so könnten wir in beliebiger Weise fortsetzen. Ich denke, dass es bis zur gegenwärtigen Zeit noch keine zur „Sohnschaft“ gelangte Gemeinde gibt, die nichts mehr zu lernen und zu ergänzen hätte. Was aber noch ergänzt werden muss, das muss durch unseren „unbequemen“ und in unseren Augen noch „verlorenen Bruder“ ergänzt werden. In Bezug auf die Förderung des Reiches Gottes sollten wir bei all diesem nüchtern beachten, dass der zu Hause geblie- bene ältere Sohn letztlich in grösserer Gefahr steht als etwa sein durchgebrannter, unmündiger Bruder. Der jüngere Bruder hat in dieser Geschichte nämlich sehr wesentliche Einsichten gemacht, die dem Älteren eindeutig bis zuletzt abgehen. Für die gegenwärtige Heilsgeschichte deute ich dieses Gleichnis so, dass viele, die jetzt noch kühn und eigenwillig drauflos- gehen und mutig alle möglichen Verheissungen für sich „im Glauben beanspruchen“, zuletzt Reue finden und bereit sind, wieder kürzer zu treten und Versäumtes nachzuholen – wäh- rend die auf ihren Hefen liegenden „mündigen Brüder“ über ihrem steifen Verharren im „Knechtestand“ obendrein noch Gefahr laufen, bitter zu werden, sich zu verstocken und für ihren Vater völlig unbrauchbar zu werden. Davor möge uns Gott bewahren! Datum der ersten Veröffentlichung: Juli 1992

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