Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
Laodiceas Verhängnis 25 „verstehen“, und doch muss unser inneres Auge deswegen noch lange nicht notwendigerweise geöffnet sein. Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen einem erkenntnismäs- sigen Verstehen und einem In-die-geistliche-Wirklichkeit- hineinversetzten-Leben! Wer geistliche Erkenntnisse hat, mag von ihnen begeistert sein, wer dagegen mit geistlichen Wirklichkeiten in Berührung kommt, der wird existentiell von ihnen gepackt, durchwühlt und wesensmässig überführt. Konnten die in der Schrift bewanderten Juden und Schrift- gelehrten nicht gewaltige Dinge über den Tempeldienst und die Verheissungen und die Gesetze Israels erläutern? Und dennoch erkannten sie Christus, das wahre Passahlamm, nicht, als sie Ihn am Tag des Passah ans Kreuz hefteten. Sie wussten über alle Opfer und heiligen Gegenstände genauestens Bescheid. Sie konnten von jedem Pülverchen und allen hei- ligen Geräten die genaue Symbolik deuten. Sie wussten, dass das Blut die Sünden bedeckt. Sie wussten, dass das irdische Heiligtum samt allem Inhalt nur ein Schattenbild des wahr- haftigen und kommenden Heiligtums darstellte (Hebr. 8-10) . Jeden Nagel, jede Farbe, jeden Teppich waren sie imstande zu deuten, aber als Christus als die lebendige Wirklichkeit alles dessen in Erscheinung trat, sahen sie ausgerechnet in Ihm eine Bedrohung ihres traditionellen Gottesdienstes. Und mit Recht, denn Christus war die Erfüllung, die Wirklichkeit, die wahrhaftige Gestalt des vorangegangenen Schattendiens- tes. Die Auflösung des alttestamentlichen traditionellen Gottesdienstes sollte deshalb nicht Bedrohung, sondern Erfüllung und Vervollständigung sein. Dies genau ist der Unterschied zwischen Blindsein und Sehendsein, zwischen dem Besitz geistlicher Erkenntnis und der Berührung mit geistlicher Wirklichkeit.
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