Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

54 1. Die menschliche Apartheid Seit je neigt der Mensch zur „Rassentrennung“. Im südafri- kanischen Treiben wird es uns allerdings einmal „schwarz auf weiss“ vor Augen gestellt. Aber es trennt sich nicht nur Weiss von Schwarz. Apartheid ist kein Farbenproblem. Apartheid ist ein Wesensproblem: Stolz, Eigenwille, Selbst- sucht, Unbarmherzigkeit. Es trennt sich auch Reich von Arm, Kapitalist von Kommunist. Wo liegt da vor Gott der Unterschied? Jedenfalls kann ich dir ohne Probleme genau sagen, wo in einer Stadt, wie z. B. Bombay, das Reichenvier- tel beginnt und wo das Armenviertel aufhört. Hast du auch schon Slums neben Wolkenkratzern gesehen? Apartheid! Gebildete trennen sich von Ungebildeten und umgekehrt. Apartheid! Alte trennen sich von Jungen, Junge trennen sich von Alten. Apartheid! Der Drang zur Rassentrennung reicht bis hinunter auf die Ebene der Motorrad- und Hundebesitzer. Bei den Motorradfahrern trennt sich der Honda- vom Kawa- saki-, der Suzuki- vom Yamaha-Fan, und wem es gelingt, mit dem stolzen Besitzer einer „Harley-Davidson“ eine Aus- fahrt zu machen, der hat schon beinahe den Friedensnobel- preis verdient. Bei den Hundebesitzern finden wir hier die „Rassereinen“ und dort die „Bastarde“. Genau genommen gibt es solche Komplottbildungen in allen Schichten und auf allen Ebenen des Daseins. Sie alle zeugen von unserer Neigung zur Apartheid. In der modernen und gepflegten Sprache hört man das hässliche Wort Komplott allerdings nicht gern. Im Grossen redet man viel lieber von Vereinigung oder Union – z. B. UNO, EU; im Kleinen dagegen von Genossenschaft, Verein, Bund usw. In Tat und Wahrheit tragen die meisten dieser Institutionen das Siegel der Apartheid: Politpartei

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