Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
70 Der verlorene Schlüssel „Wehe euch Gesetzesgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die hineingehen wollten, habt ihr gehindert“ (Lk. 11,52). Gott, der HERR, ist nicht an richtiger Verstandeserkenntnis allein interessiert. Ginge es Ihm nur um Wissen und Erkennt- nis im Sinne eines rationalen An-der-Wahrheit-Festklammerns, dann hätte Er die Pharisäer und Schriftgelehrten ohne weiteres stehen lassen können. Sagte Jesus selbst doch in Mt. 23,3 : „Alles nun, was sie euch sagen, tut und haltet, aber handelt nicht nach ihren Werken! Denn sie sagen es und tun es nicht.“ So musste Jesus ausgerechnet die Gesetzesgelehrten tadeln, weil gerade sie den Schlüssel der Erkenntnis wegge- nommen hatten. Wie nimmt man den Schlüssel der Erkenntnis weg? Lk. 11,52 gibt die Antwort: Indem man „selber nicht hineingeht“ , d. h. indem man selber nicht auf diese Erkennt- nisse, über die man reden und die man vermitteln will, eingeht und sie auslebt. Wer immer aber erlangte Erkenntnisse nicht selber durchlebt, der kann nur kraftlose Theorie, niemals aber geistgesalbte Wirklichkeit vermitteln. Dem Buchstaben nach war bei den Pharisäern alle Erkenntnis vorhanden. Ihre Er- kenntnis allein vermochte jedoch gar nichts Gottwohlgefälliges zu wirken; sie führte vielmehr direkt an Gott vorbei. Es sei denn, wir verfügen über den Schlüssel der Erkenntnis, sonst sind wir trotz Rechtgläubigkeit und Buchstabenexaktheit unter dem „Wehe“ des HERRN.
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