Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
72 Das endzeitliche Pharisäertum (Lk. 11,37-54) So ist die moderne Christenheit auf diesem Wege in ein endzeitliches Pharisäertum abgesunken, das aber, im Gegen- satz zum Pharisäertum des ersten Jahrhunderts, nicht mehr ein gesetzliches, sondern mehrheitlich ein gesetzloses, „der Sünde dienendes“ geworden ist (Gal. 2,17) 1 . Eines aber ist gleich geblieben: Das Herz ist nach wie vor voller Selbstüber- schätzung, Unbelehrbarkeit und eigenwilliger Frömmigkeit. Es ist steinhart und trotzt jedem wahren Wirken des Heiligen Geistes. Wir sind dem Wesen des Pharisäertums aber dennoch nicht entflohen, nur weil wir uns heute, im Gegensatz zu den Erst- zeitpharisäern, ebenfalls ungeniert an die Tische der Sünder wagen! Durch Toleranz und Sünderfreundlichkeit haben wir lediglich die äussere Form verändert. Wo wir es versäumt haben, „selber in die Erkenntnis einzugehen“, da werden wir lediglich in allem um so vieles zu weit werden, worin die früheren Pharisäer zu eng waren. Ob man aber links oder rechts am Ziel vorbeischiesst, macht letztlich keinen Unter- schied. Und genau hierin liegt das Problem. Infolge der Neu- anpassung des äusseren Lebensstils an die Botschaft des Evangeliums erkennen viele gar nicht, dass sie sich in der- selben Weise des Pharisäertums schuldig machen wie „die Alten“. Es geht Jesus aber in keinem Punkt nur um bessere 1 „Wenn aber auch wir selbst, die wir in Christus gerechtfertigt zu werden suchen, als Sünder befunden wurden - ist dann also Christus ein Diener der Sünde? Das ist ausgeschlossen.“
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