Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
Der verlorene Schlüssel 77 Demut in der Gegenwart. Diese Hand lag nämlich zuvor nur einen Moment lang auf seinem Herzen, und als er sie wieder hervorzog, war sie aussätzig wie Schnee! All unsere Erkenntnis hilft uns nichts, wenn wir nicht gelernt haben, unsere Hand beständig an die eigene Brust zu schla- gen. Lege sie abermals auf dein Herz, wenn du sie aussätzig herausgezogen hast, indem du dich zu deinem Aussatz be- kennst, dann wirst du Reinigung finden. Uns fehlt es nicht an Theologie und nicht an Kopfwissen. Es fehlt uns an Zerbruch des Herzens, an Reue und Erkenntnis über unseren wahren Zustand. David war ein hervorragender König, der stets viele Opfer für Gott brachte, und dennoch konnte er erst nach seinem Fall mit Bathseba erkennen: „Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist“ (Ps. 51,19). Kennen wir diese Dimension des Gottesdienstes in unserem Leben, oder opfern wir immer noch in traditioneller und selbstgerechter Weise? Selbst ein so gerechter Mann wie Hiob musste auf dem Weg der demütigenden „Selbsterkenntnis“ vervollständigt und fruchtbar gemacht werden. Müssen nicht auch wir mit Hiob sagen lernen: „Vom Hörensagen hatte ich von dir vernommen …“ (Hi. 42,5) ? Ohne diesen gründ- lichen Zerbruch des Herzens können wir unmöglich sagen: „… jetzt aber hat mein Auge dich gesehen.“ Jede tiefere Gotteserkenntnis erwächst auf dem Boden des Zerbruchs und der Demütigung des eigenen Herzens. Dem Buchstaben nach ist es in Wahrheit so, wie es die dämonische Verdrehung der Welt lehrt: „Erkenne dich selbst, dann erkennst du Gott!“ Wir wissen, dass mit dieser Aussage gesagt wird, dass der Mensch an sich gut, ja sogar göttlich ist. Wenn wir uns aber
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