Laodiceas Verhängnis - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
Frommer Ungehorsam 87 geschlossenheit derart fest, dass uns kein Argument von dem Grundsatz „Allein die Schrift!“ wegrücken könnte. Nun gilt es aber, gerade wegen dieses uns so hochheiligen Erbes aufzupassen. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade der Besitz dieser Heiligen Schriften uns weitgehend zum Fallstrick geworden ist. Wir erleiden ein ähnliches Schick- sal, wie es die Juden in Bezug auf ihren „Vater Abraham“ und ebenso in Bezug auf „das Gesetz des Mose“ erlitten haben. Sie hatten eine solche Ehrfurcht vor den ihnen anver- trauten Schriften und ihrem Stammvater Abraham, dass mit der Zeit eine heimtückische Prioritätenverschiebung statt- fand. Zuletzt galt unter ihnen die leibliche Abstammung von Abraham mehr als etwa ein gottesfürchtiger Wandel. „Wir haben Abraham zum Vater“ , rechtfertigten sich die inzwi- schen bis zur Gottlosigkeit abgefallenen Juden (Joh. 8,39) . Jesus verwies sie darauf, dass dies noch überhaupt nichts Besonderes heisst, denn Gott könnte ja aus jedem Stein am Boden einen Sohn Abrahams machen. Der nachgeahmte Wandel Abrahams war gefragt, nicht etwa die blosse Vereh- rung oder leibliche Abstammung von ihm. Ebenso hatte auch Paulus die Juden zu mahnen, weil der Besitz der ihnen anvertrauten Aussprüche Gottes, derer sie sich so hoch rühmten, ihnen überhaupt nichts nützte (Röm. 2) . Die Juden hätten für die Reinerhaltung ihrer Bibel wohl das Leben ge- geben, ja noch mehr! Tatsächlich haben sie mit der Bibel in der Hand, und gerade aufgrund der Bibel, den Sohn Gottes, das lebendige und fleischgewordene Wort (Joh. 1,14) 1, ans 1 „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herr- lichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=