Die Erlösung des Leibes - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

266 allem zuvor zu erkennen: Ich bin wir – und wir sind ich, du bist ich und ich bin du. Solange wir unverbindlich neben- einander herleben, hat diese Dimension noch keine direkt bedrohliche Auswirkung auf uns. Als ich in meinen ersten Glaubensjahren auf den Strassen Zürichs predigte, strömte mein Herz über für alle Sünder. Je schlimmer ein Sünder „drauf“ war, desto mehr strömte die Liebe Gottes aus mir heraus. Ich konnte um ihn werben, ihn in die Arme nehmen, für ihn beten und Tag und Nacht vor dem Thron Gottes für ihn einstehen. Mein Geist blieb den- noch allezeit frei und unbefleckt. Als ich auf das Geheiss Gottes hin die Rehabilitationsarbeit begann, war ich natürlich der Annahme, dass sich dieser jahrelange Liebesstrom in genau derselben Weise weiter ergiessen würde. Doch kaum kam es zur verbindlichen Lebensgemeinschaft, wendete sich das Blatt so ziemlich genau um 180 Grad, denn erst in dieser verbindlichen Gemeinschaft wurde schlagartig offenbar, welcher Christ eigentlich tatsächlich wo stand. Wir nahmen alle Sünder in unser Haus auf, weil wir dachten, dass sie dadurch gleichsam „zu uns“ würden. Tatsache aber war von jenem Moment, dass stattdessen „wir zu ihnen“ wurden. Erst durch monatelange Sterbenserfahrungen hindurch konnte uns der Geist aufgrund des alttestamentlichen Schatten- dienstes in Haggai diese Zusammenhänge erklären. Das dort beschriebene Priestergesetz lautet nämlich: „Wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Kleides trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgendeine Speise berührt, werden all diese Gegen- stände dadurch heilig? Und die Priester antworteten und sprachen: Nein! Darauf sagte Haggai: Wenn jemand, der sich an einer Leiche verunreinigt hat, dies alles berührt,

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