Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag
12 Das Erwachen aus dem „Dornröschenschlaf“ „Gib nicht auf, auch wenn du ständig vom Tod umgeben bist! Steh auf! Beweise, dass man unter den Liegenden stehen kann! Beweise, dass man leben kann unter den Toten! Beweise, dass mitten unter den Herumtap- penden ein begehbarer Weg vorhanden ist! Du bist dazu bestimmt, ein Spross in dürrem Erdreich zu sein, weil deine Wurzeln in Christus gegründet sind!“ – Diese Worte aus einer Botschaft meines Vaters drangen wie Pfeile in mein Herz, als ich zum zweiten Mal im Zug Richtung Fribourg sass. Mein Tagebuch zeugt heute noch von der Begeisterung, die ich beim Nachhören dieser Worte empfand: „In dieser Vision gilt es, sich doch einfach täglich zu festigen! Dann müssen einfach Veränderung und Wunder um Wunder geschehen!“ Zurück in der Kaserne wurde ich in meinem Zimmer äusserst herzlich empfangen. „Sasek, wäre ich nicht in so einem guten Zimmer mit dir, wäre ich wohl diese Woche nicht mehr in diesen Drecksverein gekom- men!“ – Doch musste ich in den darauf folgenden Tagen ziemlich bald feststellen, dass sich die Stimmung in der Kaserne sichtlich geändert hatte. Die anfänglich stille Kompanie wurde selbstbewusster und laut. Die Re- kruten erwachten aus ihrem „Dornröschenschlaf“, und das unreine und perverse Geschwätz schien schon am zweiten Abend in unserem Zimmer überhandzunehmen. Wie schon zur Genüge in meiner Jugendzeit stand ich nun wieder an der gleichen Weggabelung. Möchte ich aufgrund meiner „erarbeiteten Beliebtheit“ in der Kompanie dazu schweigen, die neu errungene Kameradschaft gefährden oder gar Spott und Feindschaft ernten, mich so aber unumgänglich in das gleiche Fahrwasser der irdi- schen Versklavung begeben oder dafür lieber knallhart meine Meinung und Warnungen aussprechen? Kurz vor dem angeordneten Lichterlöschen, während ich mich innerlich darin festigte, meine Verantwortung nicht zu scheuen, auch wenn es alles kosten würde, legte sich mit einem Mal alles Geschwätz im Zimmer als ein Rekrut fragte: „Sasek, machst du noch das Abendgebet?“ Nach dieser Frage setzte ich mich im Bett auf und rief in die Runde: „Heute kann ich
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