Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag

19 Rekrut Sasek wird abkommandiert Die ersten drei Wochen meiner Rekrutenschule verbrachte ich mehr oder weniger als normaler Rekrut. Nebst den bereits erwähnten und vielen weiteren Auffälligkeiten hatte ich grösstenteils die obligatorische Grundausbildung zu absolvieren und den „Krieg“ bei Regen, Schnee, Schlamm und Kälte zu erdulden. Dazu zählten kleinere Märsche mit schmieriger Tarnfarbe im Gesicht, Patrouille-Übungen im Wald, äusserst unbequeme Fahrten auf vollgestopften Lastfahrzeugen, das tägliche Essen aus einer blechernen Gamelle, kurze Nächte, dauernd schwere Beine … usw. Zusammengefasst galt das Prinzip von Befehl und Gehorsam, und alle Vorgesetzten wirkten auf uns wie Ungeheuer, denen kaum ein Lä- cheln abzugewinnen war. Doch in der vierten Woche meiner Rekrutenschule schien sich der Wind sichtlich zu drehen. Als ich eines Abends vor mich hin sang, überraschte mich plötzlich der Feldweibel und meinte zum ersten Mal mit einem Lächeln im Gesicht: „Rekrut Sasek, Sie nutzen auch jede freie Gelegen- heit zum Musizieren … Ich glaube, ich muss heute nochmals auf sasek.tv. Ich konnte noch nicht alles anschauen …“ Dass er einige Wochen frei machen müsste, um die über 200 Stunden Filmmaterial a uf sasek.t v zu sichten, verriet ich ihm als Programmierer der Webseite natürlich nicht … Als ich später im Büro des Kompaniekommandanten zu erscheinen hatte, weil sich ein computertechnisches Problem abzeichnete, empfing mich der sonst straffe Kommandant zum ersten Mal mit einem Lächeln im Gesicht. „Wie ich gesehen habe, kommen Sie aus einer berühmten Familie“, verriet er mir mit seinem französischen Akzent. Scheinbar wa- ren inzwischen selbst höhere Offiziere mit sämtlichen Inhalten unserer Webpräsenzen vertraut … Vermehrt wurde ich nun plötzlich in die Kommando-Posten der Kader beordert, um „defekte“ Drucker wieder zum Drucken zu bewegen, Excel-Schulungen zu geben oder verlorene Dokumente wiederherzustellen etc. Um meinen Lesern nicht vorzutäu- schen, dass es sich um informatiktechnisch komplexe Probleme gehandelt habe: Meist waren es nur banale Pannen, bei denen die Fehlerursache zwischen Stuhllehne und Bildschirm sass.

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