Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag

20 Mitte jener Woche stand dann der gefürchtete 22 km lange Marsch mit Vollpackung auf dem Wochenprogramm. Die Krankenstation war schon in den Vortagen überfüllt, weil sich einige Rekruten erhofften, mit einer ärztlich beglaubigten Dispenskarte vor dem beschwerlichen Marsch retten zu können. Ich hatte meine 25-kg-Packung inkl. Feldflasche, Gamelle und Notkocher bereits gepackt und wartete nur noch auf den Befehl, in das Transportfahrzeug einzusteigen, als es über den Kasernenplatz hallte: „Rekrut Sasek, daher!“ Wie gewohnt stellte ich meine Packung blitzartig ab und eilte zum Offizier. „Sie können ihre Packung retablieren und sich anschliessend im Kommando-Posten melden. Sie werden dort sinnvoller eingesetzt als auf dem Feld.“ Im Kaderbüro wurde ich später mit offenen Armen empfangen, erhielt einen eigenen Arbeitsplatz zugeteilt und wurde mit diversen Aufträgen überschüttet. Sämtliche Offiziere, die ich in den Vortagen als eiserne Ungeheuer wahrgenommen hatte, lächelten und scherzten plötzlich, ja, sie waren sichtlich besorgt, dass mir genügend Ruhezeiten zuteil wurden. Diese neue Anstellung war für mich eine kolossale Gebetserhörung! Denn endlich konnte ich am Abend die drin- genden Vorbereitungen für die bevorstehende AZK-Konferenz, diverse Nachfragen meiner ehemaligen Lehrfirma und sonstige Anliegen meiner OCG-Dienstbereiche bewältigen. „ Du führst einfach GENIAL, Herr! Nur Güte und Gnade werden mir folgen alle Tage meiner RS-Zeit und ich kehre zurück ins Haus des HERRN lebenslang.“ (Psalm 23,6) Kurz vor dem gemeinsamen Abtreten wurde ich nochmals aus der geschlossenen Linie der Kompanie in das Büro des Kompaniekomman- danten beordert. Aufgrund des Befehles war jedoch plötzlich nicht mehr die Rede von einem technischen Problem, sondern, dass der Kompanie- kommandant etwas mit mir besprechen wolle. Meine Kollegen schilderten schon in allen Farben, dass es nun um mich geschehen sei und ich nun zur Festanstellung bei der Armee gezwungen werde. Ich meinte, dieses Thema in einem vertraulichen Gespräch mit dem Einheits-Berufsoffizier bereits geklärt zu haben, stand dann aber dennoch mit Herzklopfen vor der Türe. In wenigen Sekunden würde die Eintritts-Ampel von „rot“ auf „grün“ schalten und dafür vielleicht meine Zukunftspläne versperren, fürchtete ich.

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