Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag

Zwischen Papierstapel und Abendandacht 27 gar nicht, was sie falsch gemacht habe! So beklagte sie sich bei ihren männlichen Begleitern: „Ich war lediglich mit dem Mann im Kino und habe ihn nach dem Film geküsst. Aber Leute! Nur weil ich ihn halt etwas länger geküsst habe, heisst das für mich doch noch lange nicht, dass ich nun mit ihm befreundet bin! Schaut, wenn diese Hand für Freundschaft steht“, dabei streckte sie ihre beiden Arme weit auseinander, „dann ist die gegenüberliegende Hand für mich das Küssen.“ Da ich durch meine Militärzeit gelernt hatte, unter keinen Umständen zu solcherlei Absurditäten zu schweigen, konnte ich mich nicht mehr auf meinem Sessel halten: „Entschuldigen Sie, aber ich kann mich eben nicht zurückhalten! Wenn für Sie Freundschaft und „Küssen“ nicht dasselbe ist, junge Dame, machen Sie etwas komplett falsch in Ihrem Leben, das Sie eines Tages noch ausbaden werden! Falls ich jemals verheiratet sein sollte und meine Frau küsst nach einem Kinobesuch einen anderen Mann, gehöre ich definitiv nicht zu der Sorte von Men- schen, die dann sagen: „Küsst euch ruhig weiter!“ Für mich liegen Freundschaft und Küssen nicht so weit entfernt, wie Sie eben gezeigt haben! Sicherlich nicht! Also, Sie müssen dringend Ihr Leben komplett überdenken, was diese Thematik betrifft!“ Auf eine solche Konversation mit einem jungen Mann in Militärmontur war sie ganz offensichtlich nicht vorbereitet. Sie machte den Mund auf und zu wie ein Karpfen, den man eben an Land gezogen hat, und stotterte dann: „Ja, schon, aber …“ Mehr kam nicht aus ihr raus. So pflanzte ich mein purpurrotes Béret auf den Kopf und begab mich in Richtung Ausgang. Was für kurzsichtige Werte und Ideale werden doch in der heutigen Gesellschaft als selbstverständlich propagiert und uns vermittelt! So ist es schon längst normal geworden, dass man vor einem allfälligen Ehe- bündnis von einer Freundschaft zur nächsten geht, um noch in jungen Jahren „die Hörner abzustossen“. Dabei müssen ständig neue Theorien entwickelt werden und dazu hinhalten, dass man auf deren Buckel sein schräges Handeln rechtfertigen kann. Doch trotz dieser leidigen Tatsache wurde mir während meiner RS-Zeit auf keinem anderen Gebiet mehr Respekt und Bestätigung gezollt: „Sasek, ich bewundere dein Profil!“, „Ich finde das einmalig, wenn so junge Menschen wie du so eine klare Linie durchziehen!“, „Bleib wie du bist, auch wenn das Niveau hier im

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