Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag

40 Ich bedankte mich für die wertvolle Optimierung und begab mich in die Küche, um die verschiedenen Menus abzurufen. Anschliessend servierte ich den ersten Gang. Die Salate hatte ich wie gelernt von rechts eingesetzt und die italienische Sauce von links auf die Teller der anwesenden Gäste geschöpft. „Ich hätte gerne eine französische Sauce!“, meinte ein Gast, nachdem ich bereits seinen Salatteller getränkt hatte. „Entschuldigen Sie, wir haben heute nur italienische Sauce im Angebot. Wenn Sie wünschen, kann ich aber gerne in der Küche nachfragen, ob wir für Sie eine franzö- sische Sauce anrichten können.“ Schliesslich gab sich der Gast zufrieden, und ich durfte mit dem Schöpfen der Salatsauce fortsetzen. Mitten im Schöpfprozess unterbrach mich der Nächste: „Rekrut Sasek, Sie hätten es schon bei der Menu-Vorstellung kommunizieren können, dass Sie heute nur italienische Sauce im Angebot haben, dann hätten Sie diese unangenehme Konversation umgehen können.“ „Herzlichen Dank für den Hinweis, interdisziplinär betrachtet haben Sie natürlich recht“, er- widerte ich. „ Könnten Sie uns mitteilen, was sie unter dem Begriff ‚inter- disziplinär‘ verstehen?“, versuchte der Nächste aus mir herauszulocken. „Unter ¸interdisziplinär‘ verstehe ich ‚mehrere Themen betreffend‘“, antwortete ich. „Falsche Antwort. ‚Inter‘ ist immer ‚zwischen‘ zwei Dis- ziplinen und somit im eben genannten Zusammenhang bedeutungslos! Da haben wir auch schon den nächsten Punkt: Gebrauchen Sie im Service nur Fremdwörter, dessen Bedeutung Sie auch akribisch wiederzugeben vermögen.“ Da uns eingebläut wurde, dass Gäste und vor allem Experten immer Recht haben, bedankte ich mich für die Weiterbildung, zauberte erneut ein Lächeln auf mein Gesicht und verliess den Saal im Service- schritt. Dann wurde der Hauptgang gedeckt und darauf folgte das Nach- schöpfen. Dieses Nachschöpfen mit dem Gabelgriff hatte mich schon im Vorfeld vermehrt an die Grenzen meiner menschlichen Fähigkeiten gebracht! Vor allem Pommes frites drohten da mit Vorliebe vom Gabel- griff zu stürzen und dann gab es nicht wie am Computer einen „Rück- gängig“-Knopf. Ein Ölfleck auf der Kleidung des Offiziers würde dann von der Unfähigkeit der Offiziersordonnanz zeugen! Ganz so dramatisch kam es glücklicherweise nicht … In aufrechter Haltung fragte ich nach, ob die Herrschaften noch einen Nachschlag wünschen. Mein „Freund“ vorne rechts meldete sich. Wie gelernt lief ich im Uhrzeigersinn zum Gast,

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=