Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag

44 det!“, versuchte er mir verständlich zu machen und zählte seine vielen Freundschaften auf, die er vor seiner Ehe hatte. Mit meinen späteren Ausführungen lief ich sichtlich auf Grund. Da ich ihm auch nicht die Hoffnung für seine junge Ehe rauben wollte, äusserte ich anschliessend nur noch dezent meine Bedenken und wünschte ihm alles Gute für seine Zukunft. Nach dem kurzen Wochenende schien ich aber meinen Ohren und Augen nicht zu trauen, als mich derselbe Rekrut ganz gedemütigt aufsuchte und mich um Hilfe bat: „Sasek, kannst du mir helfen, ich habe ein Problem … Meine Frau misstraut mir, weil ich auf Facebook noch Kontakt mit ehemaligen Freundinnen habe! Sie sind für mich nur noch ferne Kolleginnen, aber sie möchte, dass ich alle diese Kontakte abbreche, weil sie mir misstraut! Dabei ist sie selbst fast den ganzen Tag auf Facebook! Wir haben uns am Wochenende gestritten, und jetzt bin ich ratlos!“ Als ich nachfragte, ob er jetzt versteht, was ich am vergangenen Samstagmorgen gemeint habe, nickte er nur beschämt, und sofort bekam ich einen Impuls von oben geschenkt: „Bringe doch am kommenden Wochenende deiner Frau Blumen mit und sag ihr, dass sie dir über alles kostbar ist, du sie über alles liebst und nicht nur allen Kontakt zu ehe- maligen Freundinnen abgebrochen hast, sondern du gerade dein ganzes Facebook-Konto gelöscht hast.“ Was ich nie für möglich gehalten hatte, bestätigte mir dieselbe Person eine Woche später. Tatsächlich löschte dieser sein Facebook-Konto, versöhnte sich mit seiner Frau (ob er wirk- lich Blumen gekauft hat, weiss ich leider nicht …) und bedankte sich herzlichst für meine Hilfe! Die genannte Begebenheit war wohl die schnellste Seelsorge, die ich in meiner Rekrutenschule erleben durfte. In anderen Fällen ging es meist ein bisschen länger … so auch in der Beziehung meiner jungen Offi- ziersordonnanz-Fachlehrerin. Soeben hatten wir gelernt, mit welchen Methoden man welche Flecken von Stoffen behandelt, und die Lehrerin entliess alle in die begehrte Pause. Alle anderen Offiziersordonnanzen verliessen das Klassenzimmer so schnell wie möglich, da ihnen vor lau- ter Wäschesymbolen und Reinigungsmittel der Kopf rauchte. Als ich mich soeben erheben wollte, bat mich die Lehrerin doch noch kurz zu bleiben und setzte sich neben mich auf die Tischkante: „Erzählen Sie ein bisschen mehr von sich! Wie läuft es so auf der Arbeit? Was haben Sie vor der Lektion eben in Ihren Laptop getippt? Ich habe einen grossen

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