Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag
In der Seelsorge bei Rekrut Sasek 45 Respekt vor Ihnen. Wie man überall hört, sind Sie ein Intelligenzbolzen!“ Obwohl mir diese Konversation von der ersten Sekunde an extrem unangenehm war, erzählte ich ihr von meinen zivilen Tätigkeiten und dass ich vor der Lektion gerade noch einen Artikel für die S&G-Zeitung verfasst hatte, um eine Medienlüge aufzudecken. Um das Gespräch in die gewünschte Bahn zu lenken, fragte ich nach, ob sie sich eigentlich bewusst sei, dass die Medien viele Informationen und Zusammenhänge bewusst zensieren und uns an der Nase herumführen. Auf meine Frage ging sie nicht weiter ein, sondern wollte vielmehr wissen, ob ich bei all meinen Aktivitäten überhaupt Zeit für eine Freundin fände. Mit dieser Frage war sie wohl ungewollt in eine noch bessere Falle getappt, und so erzählte ich ihr, dass ich der Meinung bin, dass man auch auf diesem Gebiet die Werte unserer heutigen Gesellschaft komplett verändern müs- se! „Jede zweite Ehe ist geschieden! Aus der internationalen Familienhilfe meines Vaters weiss ich, wie diese ganze Zerrüttung und der Zerfall zu- stande kommen konnten und wie man diese im Keim verhindern kann. Darum möchte ich warten, um später einmal rein in eine Ehe zu gehen, ja, auf die Richtige zu warten und nicht meine Jugendkraft mit diesem Thema verpuffen zu lassen.“ Mit dieser deutlichen Antwort stiess ich wieder einmal auf Granit. Sie begann die gleichen Theorien, die ich schon dutzendfach in meiner RS-Zeit widerlegen durfte, gleich einem alten Süppchen, aufzukochen: „Man muss sich doch die Hörner abstossen, bevor man ansässig wird …“, „Früher wurden weniger Ehen geschieden, weil diese Option gar nicht offen stand …“, „Man muss doch Erfahrungen sammeln …“, „Ja, und stellen Sie sich vor, ich kenne in meinem Freun- deskreis keine einzige Frau, die gleich denkt wie Sie! Wenn Sie diese Einstellung auch von ihrer späteren Frau voraussetzen, werden Sie wohl alleine bleiben.“… „Ja und in der Verlobung, gibt es nicht da wenigstens eine Testphase?“ In dieser Weise war die Diskussion eröffnet und Schlag und Gegenschlag lösten sich ab. Als ich zu meinem letzten Gegenschlag ansetzte und fragte, ob es denn etwas Romantischeres gäbe, als wenn ich eines Tages meiner Frau sagen könne: „Ich habe alle meine Liebe für dich aufbewahrt und bin jetzt im Zielhafen meiner Suche angekom- men …“, war die 20-minütige Pause bereits um und die anderen Offi- ziersordonnanzen lauschten gespannt unserem Wortgefecht.
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