Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag

4 Vorwort Nicht nur Kampfstiefel werden eingelaufen … Jedes Mal, wenn ich die Schnürsenkel durch die Ösen meiner unge- brauchten Kampfstiefel einfädelte, kam mir ungewollt ein Seufzer über die Lippen. Ich konnte es kaum fassen, dass es in wenigen Wochen so- weit sein würde … Doch auf dem Marschbefehl stand es ist nun mal schwarz auf weiss: „Hiermit sind Sie zur Dienstleistung vom 29.10.2012 - 15.03.2013 aufgeboten.“ Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage in der Schweiz griff der 59. Artikel der Bundesverfassung ungefragt nach mei- nem Leben: „Jeder Schweizer ist verpflichtet, Militärdienst zu leisten …“ Schon als kleiner Junge hatte ich aufmerksam den Militärgeschichten meines Vaters und meiner älteren Brüder gelauscht und war immer be- geistert, was sie in dieser geheimnisvollen militärischen Welt bewegten. Da galt das Prinzip von Befehl und Gehorsam, da waren schreiende Offiziere, Märsche und Schikanen und doch wurden sie meist verschont oder wurden zum absoluten Spezialfall. Bei ihnen geschahen immer die unglaublichsten Dinge! Mein Vater evangelisierte dort von früh bis spät und predigte zuletzt vor seiner ganzen Kompanie. Mein Bruder Simon wurde als Jesus und Rabbi der Kaserne bewundert und betete daher sogar mit seinen Zimmerkameraden und dergleichen. Mehr darüber aber im Verlauf meiner Erzählungen. Während für sie das Militär ein Ort des Segens, der Mission, der Veränderung und Festigung der eigenen Lebens- fundamente war, vernahm ich aber zu Genüge von jungen Christen, bei denen sich nichts Sonderliches ereignete, oder ihr Aufenthalt im Militär wurde ihnen gar zum Fluch. Mitten im neuen weltlichen Umfeld wurden ihre fehlenden geistlichen Lebensfundamente offenbar. Die Welt mit ihren scheinbaren Vorzügen begann zu locken, forderte gnadenlos ihre Tribute und riss sie mit fort in die Sünde. Gerade diese Tatsache mochte es gewesen sein, die mich vor meiner Rekrutenschule so manchen Abend im Gebet durch die Wälder ziehen liess. Mit jedem Schritt in meinen ledernen Kampfstiefeln, die ich dadurch gebührend einzulaufen hoffte, wurde ich mir meiner menschlichen Unzulänglichkeit bewusst. „Solch eine Rekrutenschule ist nichts für Memmen im Geist, sondern nur für geisterfüllte Missionare. Da braucht es Bemessungsblut, Kampfgeist,

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