Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag

59 Offiziersordonnanz beim Oberst Einige Wochen vor meiner neuen Anstellung in Bern konnte ich von meinem damaligen Arbeitsplatz im Offiziersbüro aus auf das Feld hin- ausblicken und musste meine Kollegen bedauern, die den ganzen Tag im Schnee stehen, frieren und robben mussten. Nun war ich gänzlich von der Kompanie abgezogen und während fast alle Soldaten für die letzten fünf Wochen in kaltfeuchten, stickigen und engen Zivilschutzan- lagen untergebracht wurden, und als Endspurt ihrer Dienstzeit nochmals von einer Ernstfallübung zur anderen mit langen Märschen und kurzen Nächten hetzten, hatte ich im Führungsstab ein bescheidenes 4-Mann- Zimmer, direkt neben den Arbeitsbüros des Obersten und der namhaften Offiziere. Nebst meinen regulären Offiziersordonnanz-Tätigkeiten wie Servieren, Chauffieren, Einkaufen, Essen organisieren, Zimmerdienste machen, Begleiten etc. schwangen sich meine Einsatzgebiete in diesen letzten fünf Wochen in solche Höhen, dass mein Papa aus Diskretions- gründen und wegen der Dienstgeheimnisse von einer detaillierten Nie- derschrift abriet. Denn mit einem Mal begannen bedeutende General- stabsoffiziere, mich in wesentliche Entwicklungen mit einzubeziehen, in ausserordentlichen Angelegenheiten um Rat zu fragen und noch einiges mehr ... Der verantwortliche Informatiker vor Ort übergab mir während seiner Abwesenheit beachtliche Verantwortungen und auch die Stand- orte meiner jährlichen Wiederholungskurse wurden bereits auf oberster Regierungsebene angesiedelt. Allein die Tatsache, dass ein waffenloser Soldat unermüdlichen Einsatz für die Erhaltung einer neutralen und unabhängigen Schweiz zeigte, sorgte auch an diesem neuen Standort für reichlichen Gesprächsstoff und unermüdliche Dankesworte am Ende meiner Rekrutenschule: „Ich bin schon lange in der Armee“, versicherte mir ein Stabsoffizier, „doch einen Soldaten, der so viel Mehrwert generiert hat, habe ich noch nie erlebt!“ – Mit diesen Abschiedsworten schloss ich nach 18 Wochen Dienst bei der Schweizer Armee meine Ausbildung ab, um mich wieder

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