Rekrut Prediger, daher! - Elias Sasek - Elaion-Verlag

7 Rekrut Sasek, soll alles können … Da stand ich nun mit Hunderten von Gleichaltrigen auf dem Kasernenplatz in Fribourg. Die Stimmung war wie bei einer Beerdigung: Totenstille, lange Gesichter und eine wehmütige Atmosphäre. Doch viel Zeit für Sentimentalität blieb schon an jenem ersten Tag der Rekrutenschule nicht. Wie uns schon zu Beginn eingebläut wurde, geht es bei der Armee nicht um die Frage des persönlichen Gefallens oder Spasses, wie man ihn bei- spielsweise auf einer Party empfindet, sondern um die wichtige Aufgabe der Landesverteidigung! Und so soll zuerst einmal grundlegend geübt werden, wie man sich korrekt in einer Achtungs- und Ruheposition auf- stellt, wie man sich gebührend an- und abzumelden hat usw. Doch be- dauerlicher Weise verstand mindestens die Hälfte unserer Gruppe nichts von dem französischen Geschrei des Vorgesetzten. Auf den Befehl hin, ein zweisprachiger Rekrut möge seine Übersetzungsdienste anbieten, gesellte sich der frostigen Atmosphäre auch noch eiserne Zurückhaltung hinzu. Allmählich stach mich das Schweigen von Seiten meiner Kame- raden und das Geschrei des Offiziers in der Seele, und so hob ich schliess- lich meine Hand, um mich mit meinem dürftigen französischen Wortschatz als Übersetzer anzubieten. Von diesem Moment an war ich übrigens der Übersetzer des Zuges und sollte, wo immer nötig, an der Seite der Führer die sprachliche Barriere innerhalb des Zuges überbrücken. Ganz wohl war mir dabei allerdings nie, doch gelang es meistens mit Händen und Füssen, mit Schlüsselwörtern und dergleichen den ungefähren Sinn des Gesagten zu interpretieren und meinen deutschsprachigen Kameraden weiterzugeben. Ein Befehl nach dem anderen folgte und ich schien nicht der Einzige zu sein, der mit der neuen Lage komplett überfordert war. Es galt Material in Rekordschnelle zu fassen, mehrmals um das Kasernen- areal zu rennen, Schnürsenkel innerhalb von 30 Sekunden auszufädeln. Das Zermürbende dabei war: Wenn auch nur ein Einzelner im Zug das Ziel nicht erreicht hatte, wurden gleich alle bestraft! Bei jeder Gelegenheit wurde geschrieen und gehetzt. „Schreit nicht so! Ich bin in einer guten Gesinnung gekommen …“, dachte ich an manchen Momenten und übte mich fleissig darin, die Willigkeit Gottes anzuziehen. Diese ganze Pro-

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