Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

103 SCHULE DES LEBENS Im Turm nneli setzte sich abrupt auf und rieb sich die geschwollenen Augen. Es ist so dunkel, so kalt hier . „Wo bin ich nur – Oh, Gott … ich bin ja im Turm!!!“ Sie er- schrak, wie laut und hohl ihre Stimme klang; wie unheimlich ihre angstvoll ausgestossenen Worte in den dicken Turmmauern widerhallten. Es war also doch kein Traum!!! Dieser Albtraum war pure Wirklichkeit. Anneli blinzelte in die Dunkelheit hinein, die sie von allen Seiten bedrohlich umgab. Sie zog schlotternd vor Kälte ihre Beine an den Körper. Entsetzlicher Durst und grausamste Erinnerungen plagten die Gefangene. Es machte sie schier verrückt. Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit hinein. War sie eigent- lich allein? Oder waren vielleicht noch mehr Gefangene hier? „Ahhh!!!“, sie erschrak fürchterlich. Hatte sie da nicht ein feines Rascheln gehört? Schnell sprang sie auf ihre Füsse. – Da, schon wieder! „Hallo, ist da jemand?“, flüsterte sie halb ängstlich, halb hoff- nungsvoll in die Dunkelheit hinein. Doch nur Stille war die Antwort – wortlose, leere Stille. Anneli sank in sich zusammen. Da war also niemand, mit dem sie ihr Schicksal hätte teilen kön- nen, – Auf jeden Fall keiner, der ihr wohlgesonnen war. Sonst … hätte er ihr doch geantwortet, oder?

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