Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

12 Anneli wurde zu Boden geworfen und spürte, wie der Vater sich schützend über sie und Daniel warf. Mama, Mama, wo ist Mama? Hart wurde ihr Gesicht ins nasse Gras gepresst und das Gewicht, welches auf ihr lastete, raubte ihr fast den Atem. Sie roch das nasse Gras, spürte die kalte Erde und obwohl sie die Augen öffnete, war es dunkel … Dann verhallten die letzten Schreie. Sind jetzt alle tot? Nein, Papa lebt noch, er atmet! Auf einmal hob sich das Gewicht, es wurde hell und im gleichen Augenblick riss jemand Anneli an den Haaren hoch. „Haben wir euch, ihr dreckigen Juden! Ihr dachtet doch nicht etwa, dass ihr uns entwischen könnt, oder?!“ Die höhnische Stimme des habsburgischen Kriegsknechtes liess das Mädchen zusammenzucken. Schnell waren die wenigen Überlebenden gefesselt und zusammengetrieben. Mama! Da ist sie ja! Trotz der misslichen Lage durchströmte An- neli sanfte Freude, als sie die Mutter sah. Obwohl sie vor Angst zitterte und aus dem Mund blutete, schenkte die Frau ihrem Töchterchen ein beruhigendes Lächeln. Reden durften sie nicht. Die Habsburger standen kurz zusammen und ihr hämisches Grinsen verriet, dass sie sich einig geworden waren, was mit den Gefangenen geschehen sollte. Daniel wurde trotz Gegenwehr und heftigem Geschrei von der Mutter weggerissen. Ihr letzter Ruf: „Bleib tapfer! Gott segne dich!“, brachte ihr einen furchtbaren Schlag mitten ins Gesicht ein. Da konnte auch Anneli nicht mehr schweigen. „Nein!“, rief sie laut, riss sich los und wollte zur Mutter rennen. Doch ihr Bewa- cher war viel stärker und schneller als sie. „Hiergeblieben, du kleine Kröte!“ Und schon war sie wieder in seinem eisernen Griff, dem sie nicht noch einmal entwischen konnte. Vor Wut und Hilflosigkeit traten Anneli die Tränen in die Au- gen. Die Verzweiflung schnürte ihr fast die Luft ab. Die übrig gebliebenen Erwachsenen mussten sich einer nach dem anderen mit auf den Rücken gefesselten Händen niederknien und die

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