Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

13 Köpfe neigen. Die Augen des Vaters waren während der ganzen Zeit unverwandt auf seine Tochter gerichtet, die ihm gegenüber stand. Sie blickte tränenüberströmt in sein geliebtes Gesicht. Träumte sie, oder hatten seine Lippen ein letztes Mal ihren Na- men geformt? „ANNA, Gnade!“ Dann schaute er zum Himmel hinauf. Ein Habsburger drückte ihn auf die Knie. Weshalb müssen sie knien? Was wollen die Habsburger mit ihnen bloss machen?, fragte sich Anneli. Auch die Mutter kniete jetzt und wartete auf das Unausweichliche. Zwei Habsburgerkrieger zück- ten ihre Schwerter … und was dann kam, konnte das kleine Mädchen ihr Leben lang nie mehr vergessen. Hunderte Male erwachte sie schreiend und schweissgebadet in der Nacht, weil sich diese schaurige Szene wieder und wieder vor ihrem inneren Auge abspielte und sie die abgeschlagenen Köpfe der Eltern ins Gras rollen sah … Jetzt aber hörte sie nur den eigenen, nicht enden wollenden Schrei in ihren Ohren gellen: „Neiiiin! Neiiin!!!“ Die Hand des Soldaten versuchte ihr den Mund zuzuhalten, aber erst drei harte Schläge in das Gesicht des Mädchens, die sie ins Gras taumeln liessen, verwandelten die gellenden Schreie in ein verzweifeltes Schluchzen: „Papa, Papa! Mama, Mama!“ „Ratte!“, zischte der Habsburger. Er packte das hilflose Geschöpf, band Anneli den Mund zu und fesselte ihre Hände hinter dem Rücken. Ein unablässiges Schluchzen liess die schmalen Schultern des Mädchens erbeben. „Die verkaufen wir dem Abt! Das gibt ’ne prima Sklavin“, höhnte ihr Peiniger. Dann wurde sie am Arm gepackt und weggezogen. Willenlos liess sie alles mit sich geschehen. In ihrem Innern war alles wie tot – erstorben. Anneli wurde auf einen Pferdewagen gehoben und jemand warf eine Decke über sie.

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