Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

18 Anneli hörte, wie die Krieger Holz zusammentrugen und ein Feuer entzündeten. Hmm, das roch gut und vertrieb den sticki- gen Geruch, der sich im Innern des Wagens ausgebreitet hatte. Kurze Zeit später kletterte Alfred schnaufend mit einer Schüssel zu ihr hinauf. Sein Blick fiel auf die Brotkante in ihrem Schoss. „He, du hast ja noch gar nichts gegessen! Komm, ich lös dir die Fesseln und dann nimmst du von der Suppe.“ Anneli schüttelte entschieden den Kopf! Nein, sie wollte nicht essen! „Komm, Kleine, du hast doch sicher Hunger. Dein Widerstand nützt doch nichts“, versuchte er sie zu locken. Diesmal schüttelte sie nicht nur den Kopf, sondern schleuderte ihm ein heftiges „Nein“ ins Gesicht. „Dann, ja, dann geh ich halt. In zwei bis drei Stunden sind wir eh da und bis dann hast auch du sicher Hunger und gibst nach!“ Alfred war froh, dass dem Mädchen die Augen verbunden waren und er die verzweifelten, vom Weinen geröteten Augen des Kindes nicht mehr ansehen musste. Ihm schien, als könne er ih- ren Anblick nicht noch einmal ertragen. Auch er, der harte Habsburger, fühlte sich hilflos in dieser Situation und zum ersten Mal fragte er sich, ob all die Grausamkeiten nicht doch ein völlig verkehrter Weg seien. „Ich kann ja doch nichts machen“, brummte er, während er vom Wagen stieg. Anneli atmete auf, als er weg war. Jede Begeg- nung mit diesen Männern schürte ihren Hass auf sie nur noch mehr. Doch schon wieder knarrte der Wagen und erneut ertönte Alfreds Stimme: „Muss noch die Fesseln kontrollieren“, murmelte er, während seine Hände prüfend die Stricke abtaste- ten, die Anneli gefangen hielten. Als er wegging, merkte sie, dass ihre Fesseln jetzt ein wenig gelockert waren und nicht mehr so schmerzten. Wieso tut er das?, fragte sie sich. Die Rast war schnell vorbei und schon ertönte der Befehl zum Abmarsch. Die Pferde schritten weit ausholend durch die sonnen-

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