Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

19 beschienenen Ährenfelder, die sich im Winde leicht hin und her wiegten. Anneli wusste nicht mehr, wie sie sitzen sollte. Alle Glieder schmerzten und die Hitze wurde immer unerträglicher. Plötzlich veränderte sich der Klang der Hufe und das Mädchen merkte, dass die Pferde jetzt über Pflastersteine schritten. „Halt!“ Der Kutscher zog an den Zügeln und der Wagen stand. „So, runter mit dir, wir sind da.“ Irgendjemand hob das Kind vom Wagen und legte es auf die warmen Pflastersteine. „Du kannst ihr jetzt die Fesseln lösen, auch die an den Augen, sie soll doch sehen, wie ihr neues Zuhause aussieht“, hörte sie einen der Kriegsknechte sagen. Alfred löste ihr die Fesseln und band den schmutzigen Lappen los, der um ihren Kopf gebunden war. Anneli war von der Sonne so geblendet, dass sie zuerst fast nichts sehen konnte. Was sie aber dann erblickte, jagte ihr Furcht und Schrecken ein: Riesengrosse, wuchtige Mauern um- gaben einen kleinen Garten und ein Haus, das mächtig zum Himmel ragte. Da, ein Turm, gebaut aus ebenso wuchtigen Stei- nen wie das Haus und die Mauern! Anneli hatte nicht lange Zeit zum Schauen. „Los, steh auf!“, be- fahl eine raue Stimme. Sie konnte fast nicht mehr stehen. Doch kaum hatte sie sich taumelnd vom Boden erhoben, packte sie eine kräftige Hand hart am Nacken. „He, ein hübsches Ding. Schade, dass sie so jung ist, sonst würden wir sie selber behalten, hä!“ Anneli hätte sich am liebsten im Boden verkrochen, als sie all die rauen Männerstimmen der Soldaten hämisch lachen hörte und die gierigen Blicke bemerkte, die auf sie gerichtet waren. Nein, dann doch lieber hier bleiben, das war auf jeden Fall besser. Ihr Blick fiel auf Alfred, der ganz in der Nähe stand. Sie schaute in seine Augen, die Augen dieses Söldners, der ihr als Einziger ein wenig Freundlichkeit entgegengebracht hatte. Steif stand er da. Sein väterliches Gesicht stand in krassem Gegensatz zu der kalten Kriegerrüstung, die er trug. Alfred sah Annelis ängstliches Antlitz.