Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
21 DER ALTE TELL as Dröhnen der eisenbeschlagenen Zel- lentür hallte noch sekundenlang in den weitläufigen Klosterka- takomben nach. Der Gefangene keuchte heftig. Er konnte nur noch seinen peitschenden Pulsschlag in den Ohren wahrnehmen. Die Schritte seines Kerkermeisters verloren sich irgendwo auf der Wendeltreppe in Richtung Tageslicht. Schreiend, mit allen Körperkräften eines drahtigen elfjährigen Bauernjungen, hatte er sich bis zuletzt zur Wehr gesetzt. Ein freiheitsliebendes Kämp- ferherz wie das seine konnte sich unter keinen Umständen schweigend in solch ein Schicksal fügen. Einen Rebellen wie ihn durfte niemand so wie ein Lamm zur Schlachtbank führen! Die Atmung beruhigte sich allmählich. Sein linkes Handgelenk brannte noch vom eisernen Griff des Wächters. Alle Glieder fühlten sich wund und zerschlagen an. Arnold tastete sich auf allen Vieren voran. Der Boden seines stockfinsteren Verlieses war eiskalt und an den vier Seiten mit Stroh bedeckt. Seine Hände stiessen auf vermoderte Abfälle. Es stank nach Exkrementen, die nur mit ein wenig Stroh bedeckt in einer Ecke lagen. Schliesslich setzte er sich auf einen Mauervorsprung neben der Tür. In seinen Schläfen pochte es immer noch halblaut. Und nun begann sich ganz allmählich das beklemmende Be- wusstsein der völligen Hilflosigkeit um seine Seele zu winden wie die kalten Arme eines Kraken – der Albtraum des bedin-
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