Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

24 erste Ausflug in die Männerwelt, noch dazu mit dem berühmten Grossvater, war für den Elfjährigen die Erfüllung eines grossen Traums gewesen. In diesem Jahr durften die Mädchen zum ersten Mal den Aufzug bis zur ersten Sennhütte mitmachen. Jetzt hatten sie Tell mit ihrem Bruder entdeckt und begannen heftig zu winken. „Kommt doch auch mit, kommt doch auch mit!“ Die beiden hüpften vor Freude. „Freilich“, rief Tell zurück, „wir haben auch einen Schinken mit, und Käse, und wenn ihr nicht so schnell lauft, kann euer Uri vielleicht mit euch mithalten!“, lachte der Grossvater. Jetzt winkten und jubelten auch die Erwachsenen. In ihren leuchtenden Gesichtern und strahlenden Augen stand deutlich geschrieben, wie viel Liebe und Hochachtung sie für die Vaterfi- gur der ganzen Eidgenossenschaft mit dem silbernen Vollbart empfanden. Sie ahnten noch nicht, wie bald sich ihre Freude in Trauer verwandeln würde. Aus einer Entfernung von zweihundert Schritten waren drei Au- genpaare feindselig auf die fröhlich-friedliche Szene gerichtet. Die kleine Gruppe Habsburger Soldaten war fest entschlossen, den Alpaufzug zu verhindern. Noldi und die lärmenden Kinder waren die ganze Zeit mit ihrer Wiedersehensfeier beschäftigt. Auch Tell tauschte mit den Sen- nern immer noch Neuigkeiten aus. Niemand hatte die grimmig entschlossenen Zolleinnehmer wahrgenommen. Die drei Männer erhoben sich vom Wegrand und setzten sich in Bewegung. „Huckepack, huckepack!“, bettelte Vreni ihren grossen Bruder an. Hanni hatte sich sogar in den Kopf gesetzt, es bis auf Gross- vaters Schultern zu schaffen, denn Rudi, einer der Neffen des alten Tell, mahnte nun die Fortsetzung des Alpaufzugs an.

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