Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

26 liess in den verdutzten Männern gar nicht erst den Gedanken an das Ziehen einer Waffe aufkommen. Mit einer derart entschlos- senen Gegenwehr hatten die Maulhelden nicht im Traum ge- rechnet. Noldi, Hanni und Vreni beobachteten mit offenem Mund, wie ihre freundlichen, friedliebenden Nachbarn ohne jede Voran- kündigung zu brüllenden, fluchenden Kriegern wurden. Augen- blicke später waren die Gegner als flüchtige Feiglinge enttarnt. „Grossvater! Grossvater!“ Mittlerweile war Tell zu Boden gesunken. Er stöhnte, an eine Kiefer gelehnt, mit schmerzverzerrtem Gesicht unverständliche Worte vor sich hin. Besorgt umringte ihn die ganze Gruppe. „Ah, Unkraut verdirbt nicht“, keuchte er, als sein Enkel sich be- kümmert über ihn beugte. „Wird schon wieder kommen. Geht nur schon mal weiter. Ich erhole mich hier einen Moment.“ „Aber ruft uns, wenn ihr Hilfe braucht! Wir müssen weiter, wir haben noch einen langen Weg vor uns.“ Rudi schien sich keine Gedanken mehr über die Söldner zu machen. Während die anderen im Weiterziehen ihre Blicke wieder auf den Weg richteten, konnte sich Arnold noch nicht von seinem Grossvater lösen: „Ich bleib lieber bei dir, bis du weitergehen kannst!“ „Ach Noldi, mach dir doch um mich keine Sorgen! Geh ruhig mit den anderen – ich komm schon zurecht!“ „Aber was ist, wenn die Habsburger zurückkommen?“ „Ha, das sind doch nichts als Feiglinge, die sind längst über alle Berge!“ Immer noch klammerte sich Arnold an den alten Tell. Er spürte eine seltsame innere Unruhe, als er sich zum Gehen wandte. Die Gruppe aus seinem Dorf war bereits ausser Sichtweite. Trotz- dem setzte er nur zögerlich einen Fuss vor den anderen. Als er um den Felsen bog, an dem vorher die Söldner Posten bezogen

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