Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

27 hatten, konnte er Hanni, Vreni und seine Freunde gerade noch zwischen einigen Kiefern verschwinden sehen. Nach diesem Wäldchen mussten sich die Senner rechts halten, um zur Oberjoch-Alp zu gelangen. Dort an der Tränke wollten sie sich zur ersten Rast niederlassen und auf ihre beiden Nach- zügler warten. Inzwischen hatten sich die Söldner hinter einer Gruppe niedriger Kiefern in Sicherheit gebracht und beobachteten das Geschehen aus einiger Entfernung. „Sag mal, das ist doch der, dessen Grossvater den Gessler er- schossen hat?“ „Du hast Recht – aber eine Armbrust, die sehe ich nicht!“ Auch der dritte habsburgische Kriegsknecht beteiligte sich am Gespräch. Seine schwielige Faust schloss sich um den Schaft der Lanze. „Kommt, wir werden ihnen schon zeigen, wer auf dieser Seite des Berges das Sagen hat!“ Noldi wollte den Sennern folgen und wandte sich schon zum Gehen. Er blickte noch ein letztes Mal in Richtung Tal. „Lumpengesindel!“ „Halt still, alter Mann!“ Der Wind stand günstig, und so konnte er die Stimme des Grossvaters deutlich unterscheiden. Die Zöll- ner waren also doch zurückgekehrt und hatten sich von hinten an Tell herangeschlichen. „Grossvater, Grossvater!“ Flink wie eine junge Gams jagte Noldi talwärts. Die Habsburger konnten ihr Opfer in Sekundenschnelle knebeln und mit bereitgehaltenen Riemen fesseln. Sie hatten den Platz des Überfalls längst mit Tell auf den Schultern verlassen, als sein Enkel schwer atmend eintraf. „Grossvater, Grossvater!“ Das Echo gellte von der Felswand auf der anderen Seite des Tals zurück. Der Weg, den die Senner heraufgekommen waren, lag offen vor Noldis Blicken, doch die Männer schienen wie vom

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