Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

28 Erdboden verschluckt. Nur die letzte der vier Serpentinen, drei- hundert Schritte vor der verlassenen Burgruine, war von einer lang gestreckten Holunderhecke verdeckt. Dahinter konnte er das Wasser des Burggrabens in der Sonne glitzern sehen. Ein grausamer Verdacht keimte in dem Jungen auf. Der Hang war kaum noch abschüssig, und die Männer konnten es mit ihrem Gefangenen auf der direkten Linie schon bis zu dem Gebüsch geschafft haben, wenn sie sich beeilten. „Ersäufen sollte man dich!“, hatte einer von ihnen geschrien, als er den alten Mann zu Boden knüppelte … „Grossvater!“ Arnold schien den Abhang hinunterzufliegen. Und tatsächlich, als er in weniger als einer Minute die ersten Sträucher fast er- reicht hatte, sah er die Söldner mit ihrer lebenden Last auf den Bootssteg zuhasten. Immer verzweifelter rief er nach seinem Grossvater. Wie von Sinnen vor Angst schlug sich Arnold durch hohes Schilf, um auf direktestem Weg an das Ufer zu kommen. Die drei Männer waren schon dabei, den tödlichen Vorschlag ihres Rädelsführers in die Tat umzusetzen. Sie hatten Tell wie einen Sack mit Kohlen in die alte Barke am Ufer geworfen und ruder- ten auf die tiefste Stelle zu, an der sich der Burggraben zu einem kleinen Teich erweiterte. „Grossvaaaaa…ter!“ – Die Stimme überschlug sich jetzt, als zwei der drei Halunken den immer noch gefesselten Tell liegend auf den Bootsrand wuchteten. Die Männer konnten den Jungen schreien hören, doch das kümmerte sie nicht im Geringsten. Niemals würde Arnold diesen letzten unsäglich traurigen Blick und das stumme Kopfschütteln seines Grossvaters vergessen, als wollte er ihm sagen: „Es tut mir so leid, mein lieber Noldi, dass du das mit ansehen musst …“ Wie von Sinnen hetzte der Enkel davon, als Tell über den Bootsrand ins Wasser gestossen worden war. Mit einem kurzen,

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